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Kritik an Pflicht-Sprachtests vor der Einschulung: Awo fordert individuelle Förderung

Die Staatsregierung will künftig vor der Einschulung in einem zweistufigen Verfahren den Sprachstand der Kinder feststellen lassen. (Symbolfoto) / Foto: Arno Burgi/ZB/dpa
Die Staatsregierung will künftig vor der Einschulung in einem zweistufigen Verfahren den Sprachstand der Kinder feststellen lassen. (Symbolfoto) / Foto: Arno Burgi/ZB/dpa

Die Arbeiterwohlfahrt (Awo) kritisiert die geplanten Pflicht-Sprachtests vor der Einschulung in Bayern und fordert ein Bekenntnis zur individuellen Förderung aller Kinder.

Die Arbeiterwohlfahrt (Awo) als großer Kita-Träger hat die geplanten Pflicht-Sprachtests vor der Einschulung scharf kritisiert. «Wir brauchen kein Kita-Abitur in Bayern, der Entwurf muss zurückgezogen werden», betonten die Awo-Vorsitzenden Nicole Schley und Stefan Wolfshörndl. «Was wir stattdessen brauchen, ist ein Bekenntnis zur individuellen Förderung aller Kinder, dazu gehört der sprachliche Bereich, in Form eines finanziell entsprechend ausgestatteten Haushaltstitels.»

Die Staatsregierung will künftig vor der Einschulung in einem zweistufigen Verfahren den Sprachstand der Kinder feststellen lassen: per fest etabliertem Sprachtest im vorletzten Kita-Jahr und per Sprachscreening bei der Schulanmeldung. Bei zu großen Sprachdefiziten soll es - je nach Alter - entweder ein verpflichtendes Vorschuljahr oder den Besuch von Sprachunterricht geben. Die verpflichtenden Sprachtests sollen erstmals bei jenen Kindern angewandt werden, die im September 2026 in die Schule kommen. Das Vorhaben ist derzeit in der Verbändeanhörung, bei der Bildungsverbände und andere Experten ihre Kommentare dazu abgeben können. 

Deutschkenntnisse wichtig für gute Noten

Dass sich ausreichende Sprachkenntnisse und schulischer Erfolg bedingen, sieht auch die Awo-Doppelspitze so. Aber: «Bereits jetzt fallen viele Vorkurse wegen Personalmangels aus. Woher will die Staatsregierung die für ihr Vorhaben erforderlichen Lehrkräfte nehmen?» Und dies sei nicht die einzige offene Frage: Würden zurückgestellte Kinder dann die Kita-Plätze für jüngere Kinder besetzen? Und was geschehe, wenn Eltern gar nicht erst einen Kita-Platz für ihr Kind gefunden hätten? Diese Fragen zeigten, dass das Vorhaben «nicht durchdacht, sondern mit heißer Nadel gestrickt ist», resümierten Schley und Wolfshörndl.

In einer Reaktion ging Familienministerin Ulrike Scharf (CSU) nicht konkret auf die Kritikpunkte der AWO ein, betonte jedoch, es sei wichtig, alle Kinder – nicht nur die in Kitas – vor Schulbeginn zu erreichen. «Das soll das neue Konzept sicherstellen. Eine noch gezielterer, früherer Sprachförderung wird damit möglich.»

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