Grüne Hänge statt weißer Pisten - der Winter schwächelt zunehmend. In den Schulen wird derzeit verstärkt diskutiert: Soll es im nächsten Winter Skilager geben - oder sind alternative Klassenfahrten gefragt? Denn nach der Saison ist vor der Saison: Die Pläne fürs nächste Jahr müssen jetzt geschmiedet und Plätze im Landschulheim reserviert werden.
Die Schulen sind in der Frage laut Kultusministerium autonom. Die Entscheidung hänge von mehreren Faktoren ab, sagt die Vorsitzende des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverband (BLLV), Simone Fleischmann. Es gebe zudem regional große Unterschiede. «Eine Schule am Tegernsee ist, was Skifahren angeht, ganz anders aufgestellt als eine Schule zum Beispiel in Würzburg.»
Schneekanone statt Frau Holle: Kritische Stimmen mehren sich
Entscheidend seien oft ökonomische Aspekte. «Wir dürfen kein Kind benachteiligen, weil sich die Eltern das nicht leisten können», sagt Fleischmann. Skilager seien ohnehin teuer. «Wir können mit den Kindern unmöglich auf die Gletscher fahren und noch mehr ausgeben.» Man sei deshalb auf naheliegende, niedrigere Skigebiete angewiesen, in denen wiederum beschneit werden müsse - und daran wächst die Kritik.
Bei Lehrern, Eltern und Schülern mehrten sich in den vergangenen beiden Jahren Widerstände gegen Skilager aufgrund von Nachhaltigkeitsaspekten, sagt Fleischmann. Viele Landschulheime hätten bereits exzellente Alternativangebote auch für den Sommer.
Doch oft scheitere die Schulfahrt an praktischen Hindernissen - etwa am Lehrermangel. «Wir haben große kritische Baustellen.»
Wasser versus Schnee
Auch der Landtag hat sich mit dem Thema Schulfahrten befasst - und im vergangenen Sommer an die Schulen appelliert, nach dem Vorbild der Skilager auch verstärkt Schwimmlager anzubieten und bei den Fahrtenplanungen die Schwimmfähigkeit der Schüler stärker in den Blick zu nehmen. Beim Kultusministerium heißt es, man wolle einen «kraftvollen Beitrag» leisten, damit möglichst alle Schülerinnen und Schüler sicher schwimmen könnten und die Baderegeln und Badegefahren beherrschen würden.
Schulskikurse hätten ein besonderes pädagogisches Potenzial, erläutert das Kultusministerium aber auch. «Gerade in Bezug auf Verantwortung gegenüber unserer Umwelt leisten Schulskikurse insofern einen wertvollen Beitrag, als dass sie die mit den naturbezogenen Sportarten verbundenen Fragen thematisieren und problembewusst reflektieren.»
Soziales Miteinander wichtigstes Ziel
Egal wohin, eines der wichtigsten Ziele bei der Fahrt ins Landschulheim bleibt laut Fleischmann das soziale Miteinander jenseits von Leistungsdruck und krisenhaften Situationen in der Welt.
Die BLLV-Vorsitzende, selbst Skifahrerin, sieht aber das Besondere am Skifahr-Erlebnis. Sie habe vor Augen, «wie glücklich die Kinder sind beim Abschlussrennen». Man blicke in strahlende Gesichter, auch wenn es nicht zum Sieg gereicht habe.
Skisport weckt Emotionen
Der Ex-Skirennläufer Felix Neureuther mahnt, es müssten nicht noch mehr Gebiete erschlossen werden, sondern Mittel sollten in nachhaltigen Liftbetrieb und nachhaltige Energieerzeugung investiert werden. «Höher-Schneller-Weiter hat keine Zukunft», sagte Neureuther kürzlich der dpa.
Es sei wichtig, die Natur zu schützen, dafür gebe es bereits ein großes Bewusstsein. Dennoch: «Der Skisport ist etwas Einzigartiges, er weckt Emotionen», sagt Neureuther. «Die Freude des Skifahrens, die siehst du bei jedem Kind in den Augen.»
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