Eine App, die mit sanften Klängen beim Einschlafen hilft oder den Blutdruck von Menschen mit Herzproblemen protokolliert: Software, die vom Arzt verordnet wurde, findet sich zunehmend auf den Smartphones deutscher Patienten. Im Bundesländer-Vergleich liegt Bayern dabei im unteren Drittel, wie eine Auswertung der Krankenkasse Barmer ergeben hat.
Die Krankenkasse bezieht sich dabei auf eine Hochrechnung aus Zahlen der eigenen Versicherten. Demnach wurden 2022 im Freistaat 246 sogenannte Digitale Gesundheitsanwendungen (DiGA) pro 100.000 Einwohner verordnet, womit Bayern auf Platz elf liegt. Die meisten Verordnungen gebe es in Berlin und Hamburg, die wenigsten im Saarland. Im abgelaufenen Jahr verordneten Ärzte demnach bundesweit rund 300.000-mal Gesundheits-Apps.
DiGA können seit Herbst 2020 verordnet oder vom Patienten beantragt werden, die Kosten übernimmt die Krankenkasse - im Schnitt laut Barmer knapp 370 Euro. Standardmäßig gilt eine Verordnung für drei Monate. Beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte, das die Zulassung erteilt, sind derzeit 57 Apps freigegeben, die etwa bei Tinnitus, Depressionen oder Kreislaufkrankheiten helfen sollen. Für die Zulassung muss ein Hersteller Nachweise für die Wirksamkeit vorlegen.
Die Apps setzten dort an, «wo der Arzt nicht mehr alles leisten kann», sagte der Landesgeschäftsführer der Barmer in Bayern, Alfred Kindshofer. Sinnvoll seien sie beispielsweise für depressive Patienten, die die Wartezeit bis zu einer Psychotherapie überbrücken wollten. Außerdem könnten sie in Regionen hilfreich sein, in denen die Ärzteversorgung stark ausgedünnt sei und Patienten lange auf den nächsten Termin warten müssten. In der Verordnungs-Statistik ist die Tendenz derzeit jedoch umgekehrt: Während in Großstädten viele Ärzte die Apps empfehlen, tummeln sich die teils strukturschwachen neuen Bundesländer auf den hinteren Plätzen.
Um das Konzept von Apps auf Rezept voranzutreiben, sei daher mehr Aufklärungsarbeit in den Praxen erforderlich. «Manche Ärzte neigen dazu, alles abzulehnen, was in ihre Behandlungshoheit eingreifen könnte», sagte Kindshofer. Tatsächlich seien die Apps jedoch nur eine Ergänzung, kein Ersatz. Auffällig sei, dass junge Ärzte die Anwendungen häufiger verschrieben als ältere.
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