Rund jeder zehnte Ältere in Bayern hat laut einer Untersuchung einen problematischen Alkoholkonsum. Dies geht aus dem «Suchtsurvey 65+» hervor, wie Bayerns Gesundheitsministerin Judith Gerlach (CSU) in München mitteilte. Alkohol sei auch im Alter das am stärksten verbreitete Genuss- und Suchtmittel in Bayern. Die Ergebnisse der Befragung bezeichnete Gerlach als «bedenklich».
Mit der Befragung lägen erstmals repräsentative Daten zum Suchtmittelkonsum älterer Menschen in Bayern vor. «Sie eröffnen uns so die Chance, zu sensibilisieren und mit entsprechenden Präventionsmaßnahmen zielgerichtet gegenzusteuern. Wir wollen Sucht verhindern, noch bevor sie entsteht», sagte die Ministerin.
Zwölf Prozent trinken mindestens viermal wöchentlich
Laut der Befragung trinken rund 12 Prozent der Menschen ab 65 Jahren in Bayern mindestens viermal pro Woche Alkohol, sagte Christian Weidner, Präsident des Landesamtes für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit. 16 Prozent der Befragten greifen demnach zwei- bis dreimal die Woche zu Alkohol und mehr als Hälfte (53 Prozent) trinkt mindestens einmal pro Monat Alkohol. Dies zeige, dass Alkoholkonsum auch bei älteren Menschen ein wichtiges Präventionsthema bleibe.
Für die Einstufung sei der international gängige AUDIT-C-Kurzfragebogen (Alcohol Use Disorders Identification Test) zur Erfassung der Trinkhäufigkeit und -menge verwendet worden. Bei Männern spricht man ab einem Wert von fünf Punkten von einem problematischen Alkoholkonsum, bei Frauen ab einem Wert von vier Punkten. Vier Punkte erreichen zum Beispiel Befragte, die mindestens viermal pro Woche Alkohol trinken. Fünf Punkte erreichen etwa Menschen, die zwei bis drei Mal wöchentlich und dabei typischerweise fünf oder sechs alkoholhaltige Getränke pro Tag zu sich nehmen.
Als Gründe für den Alkoholkonsum nannten die Befragten vor allem den geschmacklichen Genuss (74 Prozent), dass Alkohol dabei helfe, zu entspannen (21 Prozent) oder besser einzuschlafen (20 Prozent). Die Untersuchung ergab auch, dass besonders belastende Ereignisse im Leben, wie etwa der Verlust einer nahestehenden Person, mit einem problematischen Alkoholkonsum bei den Betroffenen in Verbindung stehen.
Einnahme von Opioiden bereitet Sorge
Bei einigen Über-65-Jährigen zeigte die Befragung einen problematischen Konsum von abhängig machenden Medikamenten auf. So habe etwa mehr als ein Viertel angegeben, opioidhaltige Schmerzmittel in größeren Mengen oder über einen längeren Zeitraum als verschrieben oder länger als ursprünglich beabsichtigt eingenommen zu haben. Fast ein Fünftel der Befragten sagte zudem, opioidhaltige Schmerzmedikation auch aus anderen Gründen, wie etwa aufgrund einer Verstimmung oder Aufregung, eingenommen zu haben.
Für den «Suchtsurvey 65+» befragte das Berliner Iges-Institut im Auftrag des bayerischen Gesundheitsministeriums zwischen Ende 2021 und Anfang 2022 mehr als 4000 Menschen ab 65 Jahren in bayerischen Privathaushalten telefonisch zu deren Umgang mit Suchtmitteln.
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