Ein Betrugsschaden in Höhe von gut 1,8 Millionen Euro ist der KKH -Kranken- und Pflegeversicherung nach eigenen Angaben in Bayern im Jahr 2023 entstanden. Damit rangiert der Freistaat im Vergleich der Bundesländer auf dem ersten Platz, gefolgt von Schleswig-Holstein mit einer Schadenssumme von etwa 800.000 Euro, wie eine Sprecherin mitteilte. Deutschlandweit betrage der Schaden rund 3,5 Millionen Euro.
Ob Pseudo-Pflegepersonal eingesetzt, Arzneien gepanscht, Versichertenkarten missbraucht, nie erfolgte Behandlungen abgerechnet oder Berufsurkunden gefälscht werden: Betrug und Korruption zögen sich quer durch alle Leistungsbereiche des Gesundheitssystems, hieß es. «Von Arztpraxen und Apotheken über Pflegeeinrichtungen, Kranken- und Sanitätshäuser bis hin zu Praxen für Physio- und Ergotherapie.»
Am teuersten seien die KKH bundesweit Delikte ambulanter Pflegedienste zu stehen gekommen, und zwar durch unberechtigte Forderungen in Höhe von fast 1,9 Millionen Euro. Der Arzneimittelsektor folge in der Rangliste mit gut einer Million Euro, so die Sprecherin.
Bundesweit seien bei der KKH im vergangenen Jahr 553 neue Fälle gemeldet worden. Mit 76 Fällen liegt Bayern auf Platz 2 hinter Nordrhein-Westfalen - dort gab es 128 neue Fälle.
Teils skrupelloses Vorgehen
KKH-Chefermittler Emil Penkov verweist darauf, dass es sich um einige wenige schwarze Schafe handele, die mit Betrügereien dem Ansehen ihres Berufsstandes schadeten. Doch diese gingen teils skrupellos vor und würden mitunter sogar Menschenleben gefähren, um illegal hohe Summen einzustreichen.
Laut einer Forsa-Umfrage im Auftrag der KKH hat die Mehrheit der Deutschen zwischen 18 und 70 Jahren (58 Prozent) selbst schon einmal Erfahrungen mit Betrugsdelikten im Gesundheitswesen gemacht oder kennt Betroffene im eigenen Umfeld.
Um Straftaten aufdecken zu können, ist die Kasse auch auf Hinweise angewiesen. Die meisten Hinweise auf Fehlverhalten kämen vom Medizinischen Dienst (MD), anderen Krankenkassen sowie der Polizei. Aber: «Grundsätzlich kann jeder den Krankenkassen einen Verdacht melden», sagte Penkov.
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