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Baby ausgesetzt: Verurteilung wegen Mordversuchs möglich

Vor dem Justizgebäude, Sitz des Amts- und Landgerichts, steht eine Statur der römischen Göttin Justitia. / Foto: Stefan Puchner/dpa
Vor dem Justizgebäude, Sitz des Amts- und Landgerichts, steht eine Statur der römischen Göttin Justitia. / Foto: Stefan Puchner/dpa

In einer Herbstnacht wird ein Neugeborenes in einem Glascontainer ausgesetzt. Ein Passant findet das Baby und alarmiert die Einsatzkräfte. Die Mutter steht nun vor Gericht.

Mehr als fünf Monate nach dem Fund eines Babys in einem Altglascontainer in Langenau (Alb-Donau-Kreis) hat der Prozess gegen die Mutter des Neugeborenen begonnen. Der 38 Jahre alten Frau wird vorgeworfen, den lebenden Jungen im vergangenen Herbst nachts in einen Container für Weißglas geworfen zu haben. Sie habe dabei billigend in Kauf genommen, dass das Kind stirbt, sagte der Staatsanwalt am Dienstag vor dem Landgericht Ulm.

Ein Passant hatte den Säugling gefunden, aus der schmalen Öffnung gezogen und damit wohl gerettet. Er verständigte die Rettungskräfte. Die nicht vorbestrafte Mutter räumt die Tat laut Anklage weitgehend ein.

Zu Beginn der Verhandlung gab der Vorsitzende Richter Wolfgang Tresenreiter einen rechtlichen Hinweis. Danach werde das Gericht prüfen, ob die Tat auch als versuchter Mord gewertet werden kann. Die Staatsanwaltschaft wirft der Frau versuchten Totschlag in Tateinheit mit Aussetzung vor. Die Verteidigerin der 38 Jahre alten Angeklagten beantragte danach, die Öffentlichkeit für die Dauer der Aussage der Frau vor Gericht auszuschließen. Diesem Antrag gab das Gericht statt. Tresenreiter sagte, es bestehe wegen der sehr persönlichen und intimen Umstände der Tat kein Interesse der Öffentlichkeit an der Erörterung. Dies gelte auch für die Schlussvorträge.

Die 38-Jährige soll das Baby mithilfe der telefonischen Begleitung einer Hebamme Mitte Oktober auf die Welt gebracht haben. Danach soll sie das Neugeborene in ein blaues Bettlaken gewickelt und in dem Container ausgesetzt haben. Nach Ansicht der Anklage war der Mutter klar, dass das Baby in der kühlen Herbstnacht schnell auskühlen und erfrieren würde. Die Staatsanwaltschaft beruft sich auf die medizinische Einschätzung des behandelnden Kinderarztes, wonach der Säugling die Nacht in diesem Glascontainer nicht überlebt hätte.

Die Ermittler waren über eine Klinik auf die Spur der Verdächtigen gekommen. Die 38-jährige Mutter von drei weiteren Kindern sitzt in Untersuchungshaft. Vor Gericht erhofft sich die Anklagebehörde auch Angaben zu den Beweggründen der Frau.

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