Al Di Meola kann schon jetzt auf ein erfülltes Musiker-Leben zurückblicken: Er gehörte zu den Mit-Erfindern des Jazz-Rock, er veröffentlichte - gemeinsam mit John McLaughlin und Paco de Lucia - das millionenfach verkaufte Live-Akustik-Album «Friday Night In San Francisco» und zählt zu den einflussreichsten, schnellsten Gitarristen der Musikgeschichte. Heute wird Di Meola 70 Jahre alt.
Für den aus New Jersey stammenden Musiker ist die Gitarre mehr als nur ein Instrument: «Wenn mich etwas stresst oder wenn ich eine schlechte Nachricht bekomme, laufe ich sofort zu meiner Gitarre und spiele», verrät Di Meola der Deutschen Presse Agentur. «Sie verleiht mir Kraft und Zuversicht. Sobald ich die Saiten anschlage, komme ich auf andere, auf positive Gedanken.»
Stilübergreifende Musik
Damit hat der Meister-Musiker schon nahezu die Entstehungsgeschichte von seinem neuen Album «Twentyfour» erzählt. Das stilübergreifende, eloquent mit den Ausdrucksmitteln des Jazz, der Klassik und des Flamenco jonglierende Werk entstand während der Covid-Pandemie. «Es war eine beängstigende Zeit», sagt er, «diese Flut an schlechten Nachrichten ... Das Komponieren erwies sich für mich als Therapie.»
Rückblickend kann er der Corona-Ära auch etwas Positives abringen: «Da es keine Tourneen und damit keine Reisen gab, war ich noch nie in meinem Musikerleben so lange an einem Ort. Das ist meinen Kompositionen zugutegekommen. Sie besitzen eine größere Tiefe.»
Zu den Glanzlichtern des 15 Titel umfassenden Albums gehören das auf klassischen Motiven basierende «Tears Of Hope», das feurig-perkussive, von seiner kleinen Tochter Ava inspirierte «Ava's Dance In The Moonlight» und das ganz in der Flamenco-Tradition angesiedelte «Esmeralda». Gerade bei letzterem Song lässt die jugendlich wirkende Jazz-Legende wieder mit pfeilschnellen Solo-Läufen aufhorchen – hochkomplexe Licks, die ihn bereits als 19-Jährigen in Chick Coreas Band «Return To Forever» zum globalen Gitarren-Helden werden ließen.
Tägliches Üben an der Gitarre
Um dieses technische Level zu halten, spielt und übt er jeden Tag Gitarre. Nicht immer schmerzfrei. «Ich hatte Probleme mit meinen Händen», sagt er. «Das kann einen schon beunruhigen. Was, wenn es schlimmer wird?» Ein Leben ohne Gitarre könne er sich jedenfalls nicht vorstellen. Ansonsten aber macht Al Di Meola ganz den Eindruck eines glücklichen Menschen, der mit sich und der Welt im Reinen ist.
Dafür sorgt auch sein Eheglück mit einer Münchnerin – eine Stadt, die es ihm schon immer angetan hat: «Es ist ein schönes, malerisches Dorf», sagt er über die bayerische Metropole. «Alles läuft. Man muss keine Angst davor haben, dass gleich etwas Schlimmes passiert, und die Menschen sehen alle gut aus. Jedes Mal, wenn ich hier bin, empfinde ich ein Gefühl des Friedens.»
Seine Wurzeln liegen viele Kilometer weiter südlich, in Italien. Beide Elternteile stammten aus Kampanien, aus der Nähe von Neapel. Auf die Frage, was alles an ihm Italienisch sei, kommt die Antwort pfeilschnell. «Alles!», sagt er. «Ich lebe und atme Italien. Ich liebe die italienische Mode, das Essen und die Art zu leben.» Seine alljährlichen Shows auf Capri gehören deshalb auch zu seinen Favoriten in seinem Tour-Kalender.
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