Schlaflose Nächte gehören vor dem 1. Mai zur Tradition: Bevor neue Maibäume aufgestellt werden, wird in vielen Orten rund um die Uhr Wache gehalten. Der Diebstahl des Baums im Nachbardorf ist Teil des Rituals. Nicht nur in Bayern, sondern auch in Baden-Württemberg, im Rheinland und auch im Norden laufen letzte Vorbereitungen für das Maibaum-Aufstellen.
Neue Bäume braucht das Land - warum?
Zuerst einmal lockt das Dorffest, mit dem das Aufstellen des neuen Baums begangen wird. Gefeiert wird das meist traditionell mit Tracht, Blasmusik, reichlich Essen und Trinken und manchmal mit dem Tanz in den Mai. Es gibt aber auch versicherungsrechtliche Gründe. Auch der Maibaum wird mit der Zeit brüchig. Der «Maibaum-Tüv» prüft akribisch. Ist die Standfestigkeit nicht mehr gegeben, muss der Baum weg.
Wie wird der Baum hergerichtet und aufgestellt?
Die Vorbereitungen zum Aufstellen dauern teils Wochen. Schon Monate zuvor wird manchmal im Wald nach einem passenden Baum gesucht, 20 bis 30 Meter soll er schon hoch sein. Ist er gefällt, muss der Stamm von der Rinde befreit werden, teils bleibt er naturbelassen, oft aber wird er mit weiß-blauen Ringeln bemalt. Aufgestellt wird nach der traditionellen Art mit Muskelkraft, mit Hilfe von Stangen.
Was bringt Handauflegen?
Hilft hier nicht gegen Leiden, sondern gegen Diebstahl. An geheimen Orten wachen vor dem 1. Mai Tag und Nacht Einheimische über den neuen Stamm. Der Maibaum-Klau durch Diebe aus dem Nachbarort ist ein Höhepunkt des Brauchs. Er bringt Lösegeld in Form von Bier und Brotzeit - und auch Respekt.
Legt aber ein Wachhabender die Hand auf den Baum, darf der Baum nicht mitgenommen werden. Ohnehin müssen die «Täter» mit schwerem Gerät anrücken, die Bäume wiegen viele Hundert Kilogramm. Gelungen ist der Diebstahl erst, wenn der Baum über die Ortsgrenze gebracht ist.
Woher stammt der Maibaum-Brauch?
Manche vermuten, dass der Brauch auf die Fruchtbarkeitsrituale und Baummysterien der Kelten zurückgeht. Allerdings ist nicht belegt, ob das wirklich zum heutigen Maibaum führte.
Einen Zusammenhang sehen manche auch mit den Liebesmaien: Unverheiratete Männer stellen vor dem Haus der Angebeteten kleinere Bäume, etwa Birken auf, die mit bunten Bändchen geschmückt werden. Schriftliche Quellen für den Maibaum-Brauch soll es seit der Barockzeit geben.
Zugspitz- und Brüssel-Maibaum
Den Brüsseler Maibaum gibt es seit 2008, damals war Markus Söder Europaminister. Zehn Jahre später, in seinem ersten Jahr als Ministerpräsident, wurde medienwirksam «sein» Baum für Brüssel geklaut. Auch dieses Jahr wird in der Bayerischen Vertretung in Brüssel ein Baum aufgestellt - allerdings erst am 20. Mai.
Deutschlands höchstgelegener Maibaum steht an der Zugspitze, auch dieses Jahr wird dort ein Baum aufgestellt. Er darf nicht allzu lang sein, zuletzt hatte er fast schon bescheidene 18 Meter, denn er musste auf den Transportwagen der Zahnradbahn passen.
Was geschieht mit dem alten Baum?
Manchmal wird daraus eine Gartenbank, manchmal wird der Stamm, in Scheiben geschnitten und als Brotzeitbrettl versteigert. Oder er wird, sofern nicht bemalt, zu Brennholz verarbeitet und verheizt.
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