In rund drei Wochen beginnt das Oktoberfest - und neben Dirndl und Lederhose gehört für viele zu einem gelungenen Wiesnabend auch ein Tisch im Bierzelt dazu. Doch was tun, wenn bereits alles ausgebucht ist? Internet-Ticketbörsen versprechen Abhilfe, aber die Verbraucherzentrale Bayern warnt vor unseriösen Angeboten und oft völlig überzogenen Preisen von mehreren tausend Euro pro Tisch. Und wer Pech hat, kommt mit den teuer erkauften Karten gar nicht erst ins Zelt.
«Viele Wiesnwirte regeln in ihren Allgemeinen Geschäftsbedingungen, dass Reservierungen, die nicht direkt bei ihnen gekauft wurden, ungültig sind», warnt der Verband. Die Folge: Die Menschen werden an der Tür abgewiesen. Auch Fake-Angebote gebe es immer wieder. Die Betrüger machten sich die hohe Nachfrage zunutze und im Nachhinein sei es kaum möglich, den Kaufpreis vom angeblichen Verkäufer wiederzubekommen. «Besucher bleiben dann auf den Kosten sitzen», sagt Verbandsjuristin Tatjana Halm.
Offizielle Tauschplattform für Tischreservierungen
Wer sichergehen will, sollte sich rechtzeitig auf den Internetseiten der Wiesnwirte um einen Tisch bemühen, so die Empfehlung. Am Sonntag (1. September) um 12.00 Uhr startet zudem das offizielle Portal oktoberfest-booking.com, bei dem bereits erworbene Reservierungen regulär an andere Interessenten weiterverkauft werden können. Nach Angaben von Wiesnchef Clemens Baumgärtner (CSU) gilt dort als Obergrenze der Originalpreis. Die Stadt verweist im Internet auf die Kosten, die bei so einer Reservierung fällig werden. Man kaufe Gutscheine für eine bestimmte Menge an Getränken und Speisen, pro Gast meist zwei Liter Bier und ein Hendl pro Person. Übrige Gutscheine könne man nach der Wiesn in den Gastronomiebetrieben der Festwirte noch eine Zeit lang einlösen.
6.000 Euro für einen Tisch im Hackerzelt?
Eine Rechtssicherheit, die andere Plattformen nicht bieten können, die Reservierungen im Zweitmarkt weitervermitteln. Bei einem Anbieter findet sich etwa ein Tisch für acht bis zehn Personen an einem Samstagabend im beliebten Hackerzelt - je nach Lage für 6.000 bis 6.500 Euro. Darunter heißt es, die Tickets stammten nicht von den Zeltbetreibern, sondern von Personen, die diese bei den Wirten erworben hätten. «Die Reservierungsbestätigung und/oder Einlasskarte/Einlassband enthält den Namen des Erstbestellers und kann nicht auf Ihren Namen umgeschrieben werden. Die rechtliche Zulässigkeit der Übertragung von Tischreservierungen ist umstritten», schreiben die Betreiber der Seite und versprechen im Problemfall die Rückgabe des Geldes.
«Dieses Angebot ist unseriös, aber es lässt sich sehr schwer in den Griff bekommen», sagen die Betreiber des Hackerzelts. Wer dort ganz regulär direkt beim Festwirt reserviert, zahlt für zehn Personen für den teuersten Tisch 604,80 Euro zuzüglich 15,40 Euro Versand, inklusive Gutscheinen für Bier und Brathendl. Die überteuerten Plätze bei anderen Anbietern würden oft von Gästen aus dem europäischen Ausland gekauft, «schlichtweg aus Unwissenheit». «Wir sind durchgehend mit unseren Anwälten daran, die Verkäufer, also unsere Kunden, zu identifizieren und anzumahnen mit offiziellen Unterlassungserklärungen.» Zudem würden sie für weitere Anfragen und Buchungen gesperrt.
6.000 Euro - ein horrender Preis, stellt auch Verbraucherschützerin Halm fest. Oft werde auf diesen Vermittlungsplattformen auch erst mal die Bereitschaft abgeklopft, wie viel die Leute bereit seien, zu zahlen. Ein Problem sei auch, dass solche Anbieter bei der Internetsuche oft ganz oben auftauchten.
Wiesn jenseits der Massen
Erfahrene Wiesnbesucher wissen aber auch, dass es oft auch ohne Reservierung geht. Unter der Woche sei es für kleinere Gruppen in der Regel kein Problem, einen Platz zu finden, schreibt die Stadt München. Bei schönem Wetter seien zudem auch die Biergärten vor den Zelten eine Option. Bleibt nur noch, auf schönes Wetter zu hoffen, wenn das Oktoberfest vom 21. September bis zum 6. Oktober wieder Millionen Menschen aus aller Welt auf die Theresienwiese lockt.
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