Mit etwas mehr Mitarbeitern, einem erneuten Rund-um-die-Uhr-Betrieb und dem erstmaligen Einsatz eines E-Treppenstuhls zur Abholung von Patienten von Zeltemporen startet die Wiesn-Sanitätsstation ins Oktoberfest. Rund 530 Einsatzkräfte, darunter wie im Vorjahr 55 Ärztinnen und Ärzte werden sich an den 16 Festtagen ab Samstag um die Gesundheit der Besucher kümmern.
«Kann losgehen»
Die Helfer seien vorbereitet, die Lager für die medizinischen Materialien befüllt und Updates an der Einsatzleitsoftware durchgeführt, teilte die Aicher Ambulanz mit, die seit 2018 den Sanitätsdienst auf dem Fest sicherstellt. «Nun kann es endlich losgehen.»
Neu sind Transportliegen, die das Umlagern von Patientinnen und Patienten erleichtern, sowie der elektrisch betriebene Treppenstuhl. Damit könnten Sanitäter die Patienten schonend im Sitzen und für sich selbst kräftesparend von Emporen in den Zelten über oft steile Treppen holen. Die Sanitätsteams haben Bodycams dabei, um die Lage vor Ort an einen Arzt in der Station zu übertragen - der dann rasch Handlungsempfehlungen geben kann.
24-Stunden-Betrieb
Erneut bleibt die «Mini-Klinik» über Nacht besetzt. Just nach Schankschluss hat sie meist volles Haus. Wer - meist alkoholbedingt - nicht fit für den Heimweg war, musste früher ins Krankenhaus. Stets zur Wiesn-Zeit stieg Ärzten zufolge die Zahl der Notaufnahmen in München um bis zu 30 Prozent. Die Besetzung der Wiesn-Station rund um die Uhr spare Kapazitäten in Kliniken und bei Krankentransporten, sagte Michel Belcijan, Betriebsleiter der Aicher Ambulanz.
Ebenfalls zur Entlastung trägt erneut ein Computertomograph auf dem Festgelände bei. Damit können bei Kopfverletzungen Hirn-Blutungen ausgeschlossen und Patienten so die Aufnahme in der Klinik erspart werden.
Für besondere Lagen vorbereitet
Die verschärften Sicherheitsvorkehrungen nach den Anschlägen von Solingen und München habe man im Blick sagte Belcijan. Seit Jahren werde ein spezielles Set für besondere Einsatzlagen wie Terror oder Amokläufe mit mehr Verbandmaterialien auf jedem Rettungswagen vorgehalten - und ebenso in der Wiesn-Sanitätstation. «Wir versuchen natürlich unsere Helfer zu sensibilisieren für einen solchen Fall - aber ohne konkrete Anhaltspunkte.»
Es habe sehr viele Bewerbungen gegeben, deshalb seien rund zwei Dutzend Helfer mehr im Einsatz als im Vorjahr, sagte Belcijan. Damit konnten die Einsatzzeiten entzerrt werden. «Wir hatten den Luxus, genügend Bewerber zu haben. Dadurch haben wir mehr Helfer für dieselbe Arbeit.»
Auf der Wiesn 2023 behandelten die Aicher-Helfer 8.157 Patienten. Rund ein Drittel davon landete wegen einer Intoxikation auf der Station - zu viel Alkohol. 111 Patienten waren akut vital gefährdet und wurden im Akut-Raum versorgt. In den OP-Räumen wurden rund 580 Patienten behandelt. Schnittwunden zählen zu den häufigen Verletzungen. Die Chirurgen hätten 347,4 Meter Faden vernäht, etwa die 19-fache Höhe der Bavaria, die sich direkt hinter der Sanitätsstation am Wiesn-Gelände erhebt.
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