Gut 50 Jahre nach dem Baubeginn des Atomkraftwerks Grafenrheinfeld sollen die beiden Kühltürme der Anlage am Freitag (18.30 Uhr) gesprengt werden. Das Areal ist weiträumig abgesperrt. Das Landratsamt Schweinfurt rechnet mit tausenden Schaulustigen, die das wahrscheinlich keine Minute dauernde Spektakel von den Wiesen rund um das stillgelegte Kraftwerk beobachten wollen.
143 Meter hoch, am Boden beträgt der Durchmesser je rund 105 Meter, etwa 64 Meter sind es am oberen Ende - mit nur wenigen Sekunden Abstand sollen die beiden Kolosse gegen Abend in sich zusammenfallen. Wenn alles klappt, wird es die bundesweit zweite Sprengung von Kühltürmen eines stillgelegten Kernkraftwerks gewesen sein. Im Mai 2020 waren in Deutschland erstmals zwei Kühltürme eines Atomkraftwerks (AKW) gesprengt worden - im baden-württembergischen Philippsburg. Das fand damals aber coronabedingt ohne Öffentlichkeit statt.
Wie viel Sprengstoff für die insgesamt rund 34.000 Tonnen Stahlbeton, Metalle und Kunststoffe nötig sind, verrät die zuständige Thüringer Sprenggesellschaft nicht. Insgesamt kostet der Abbruch der Kühltürme gut drei Millionen Euro.
Direkt nach der Sprengung kann kurzzeitig viel Staub in unmittelbarer Nähe des Kraftwerksgeländes in der Luft sein. Die Staubwolke wird sich aber wahrscheinlich nach wenigen Minuten aufgelöst haben. Der Kraftwerksbetreiber Preussenelektra rechnet auch nicht mit einer gesundheitsschädlichen Wirkung durch Feinstaub für Anwohner, weil Wohnhäuser schlicht zu weit weg sind.
Damit gesprengt werden kann, müssen vier von fünf 380-Kilovolt-Hochspannungstrassen, die in Grafenrheinfeld zusammenkommen und für die Stromversorgung von Europa wichtig sind, abgeschaltet werden.
1974 begann der Bau des Kraftwerks. Die erste Kettenreaktion wurde Ende 1981 angestoßen, von Juni 1982 floss Strom ins Netz. Bis 2015 war es 33 Jahre im Dienst. Seit 2018 läuft dort der Rückbau.
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