Mit zwei Schmerztabletten und nach einem der bittersten Momente seiner Triathlon-Karriere blieb Patrick Lange im Stimmungskessel von Roth nur die Rolle als leidender Zuschauer am Tag der Weltbestzeiten. Zuerst machte Langes dänischer Konkurrent Magnus Ditlev seinen Hattrick beim größten Triathlon der Welt perfekt und unterbot seine Weltbestzeit von 2023 an gleicher Stelle noch einmal, danach pulverisierte Anne Haug die Topzeit von Daniela Ryf von 2023 in Roth. «Ich kann es noch gar nicht fassen», sagte die Lokalmatadorin: «Es lief vom Anfang bis zum Ende wie geschmiert.»
In fabelhaften 8:02:38 Stunden blieb Haug fast sechs Minuten unter Ryfs Zeit aus dem Vorjahr und kratzte fast schon an der magischen Acht-Stunden-Marke. «Ich habe immer davon geträumt, aber die Zeit wird ja langsam auch knapp», sagte sie und wirkte nicht mal besonders abgekämpft: «Die Weltbestzeit war immer ein großer Traum von mir. Dass es jetzt geklappt hat, macht die Karriere ziemlich perfekt.»
Zuvor hatte Ditlev das Ziel der eigens immer aufgebauten Arena nach 3,8 Kilometern Schwimmen, 180 Kilometern Radfahren und 42,2 Kilometern Laufen in 7:23:24 Stunden erreicht. 2023 hatte der fast zwei Meter große Däne in 7:24:40 Stunden gewonnen. Zwar war der Norweger Kristian Blummenfelt 2021 beim Ironman Mexiko nach 7:21:12 Stunden ins Ziel gekommen, wegen der starken Strömung beim Schwimmen wird die Zeit aber in der Szene nicht als Rekord anerkannt.
Lange krümmt sich und leidet in der Wechselzone
Bei den Männern schaffte es Jan Stratmann als bester Deutscher auf Platz vier - 27 Sekunden fehlten für einen Podiumsplatz. Aus dem erhofften erneuten Duell Ditlev gegen Lange wurde nichts. Der zweimalige Ironman-Weltmeister musste früh aufgeben.
Schon beim Schwimmstart hatte er einen Tritt gegen den unteren linken Rippenbogen abbekommen, im Wasser des Main-Donau-Kanals hielt Lange noch durch. Er schleppte sich in der Wechselzone zu seinem Rad, schrie teilweise vor Schmerzen, krümmte sich und litt wie seine Fans unter den tausenden Zuschauern.
«Ich konnte nur auf der rechten Lungenseite atmen», erklärte Lange, der vor seiner Triathlon-Karriere als Physiotherapeut gearbeitet hatte. «Das ist eine herbe Niederlage», betonte er: «Es schmerzt natürlich doppelt, bei meinem Lieblingsrennen nicht die Leistung abrufen zu können.» Das müsse er nun erstmal mit sich selbst regeln, «das dauert ein paar Tage». Lange war zwar noch aufs Rad gestiegen, die Schmerzen waren aber zu groß.
Inwiefern das Verletzungs-Aus in Roth Einfluss auf seine Vorbereitung und das WM-Rennen in Hawaii im Oktober hat, bleibt abzuwarten. Als Nächstes steht der Ironman Frankfurt Mitte August für ihn an.
Anne Haug liefert eine Machtdemonstration ab
Haug konnte indes das Rennen nutzen, um sich eindrucksvoll auch auf die Topfavoritenliste für die Frauen-WM in Nizza - ungeachtet des unterschiedlichen Streckenprofils - zu setzen. Sie bestimmte ihr Heimrennen praktisch nach Belieben und in beeindruckender Manier. Sonst muss sie oft eine Aufholjagd auf ihrer Paradedisziplin starten, diesmal ging Haug bereits mit einer klaren Führung auf die Laufstrecke und hielt ihr Tempo auch dort konstant hoch.
Den Marathon absolvierte Haug in deutlich unter 2:40 Stunden. Vorbei am Altersheim auf den letzten Metern, wo sie bei den Rennen immer wegen der Hotelknappheit in und um Roth wohnt, klatschte sie im Zielbereich mit den Zuschauern ab und genoss jeden Meter ihrer denkwürdigen 226 Kilometer. Zweite wurde die Vorjahresdritte Laura Philipp aus Heidelberg nach einem ebenfalls starken Rennen und persönlicher Bestzeit. Gegen Haug war sie aber chancenlos. «Anne war in einer eigenen Liga unterwegs», konstatierte Philipp.
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