Der Bayerische Industrie- und Handelskammertag sieht den Sinkflug der heimischen Wirtschaft gestoppt. Der Konjunkturindex des BIHK legte im Frühjahr um 6 Punkte zu und liegt nun bei 107, wie die Organisation am Dienstag mitteilte. Das sind allerdings noch immer 5 Punkte weniger als der langjährige Durchschnitt. Wichtigster Treiber war, dass die Unternehmen ihre Aussichten weniger schlecht bewerten als zuletzt.
Insgesamt sieht man beim BIHK die Ergebnisse der Befragung von etwa 3500 Unternehmen als Zeichen, dass die Talsohle erreicht sei. «Ein tragfähiger Aufschwung lässt sich aus den Zahlen allerdings nicht ableiten», betonte Hauptgeschäftsführer Manfred Gößl. «Der bayerischen Wirtschaft fehlt weiterhin der Aufwind unter den Flügeln.» Die Stimmung sei gedrückt, eine wesentliche Belebung in den kommenden Monaten nicht zu erwarten.
Allerdings gibt es große Unterschiede nach Branche. So wird die Lage bei den Dienstleistern sehr viel besser eingeschätzt als in allen anderen Branchen. Industrie und Großhandel sind am unzufriedensten. Noch eher positiv ist der Bau, dafür ist laut Gößl aber alleine der Tiefbau verantwortlich. Der Hoch- und damit auch der Wohnungsbau stehe sehr viel schlechter da.
Die Erwartungen haben sich allgemein verbessert - allerdings kommend von oft sehr pessimistischen Bewertungen. Besonders stark hat dich dabei der Tourismus gesteigert, der auch die optimistischste Perspektive hat, noch vor den Dienstleistern.
Die Gesamtzahlen des BIHK überraschen auf den ersten Blick, denn erst am Montag hatte die Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw) bei der Vorstellung ihres Konjunkturberichts ein deutlich düstereres Bild gezeichnet. Ein Grund dafür könnte die unterschiedliche Mitgliederstruktur sein: In der vbw spielt die Industrie eine größere Rolle, bei der auch der BIHK schwache Zahlen und eine Fortsetzung des Abwärtstrends meldet. Während die Dienstleister, die im BIHK eine große Rolle spielen, sehr viel besser dastehen. Zudem sind die Befragungs- und damit auch die Vergleichszeiträume unterschiedlich, wie Gößl betonte. Die Umfrage des BIHK ist nach seinen Angaben aber die größte in Bayern, mit 3500 teilnehmenden Unternehmen.
Auch Gößl sieht die Lage und insbesondere die Zukunftsaussichten insgesamt aber negativ. Er sieht hier die Politik in der Pflicht. Insgesamt hätten die Unternehmen auf die Frage nach Risiken am häufigsten die Wirtschaftspolitik genannt, sagte er und forderte mehr Verlässlichkeit, den Abbau von Bürokratie, mehr Investitionstätigkeit und mehr Arbeit. Eine Vier-Tage-Woche bei gleichem Lohn könne nicht funktionieren.
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