Die erleichterten Champions um Weltmeister Andreas Obst starteten sofort ihre Party, bei Alba Berlin flossen Tränen der Enttäuschung: Der FC Bayern München hat seine Titelflaute in der Bundesliga beendet und ist erstmals seit fünf Jahren wieder auf dem deutschen Basketball-Thron. Das Team von Trainer Pablo Laso gewann das vierte Finale beim Dauerrivalen aus der Hauptstadt am Freitagabend knapp mit 88:82 (44:46) und setzte sich nach einer packenden Schlussphase in der Serie im Modus Best-of-five mit 3:1 durch.
Angeführt vom wertvollsten Finals-Spieler Carsen Edwards schafften die Münchner in Lasos erster Saison direkt das nationale Double aus Meisterschaft und Pokal. Es ist nach 1954, 1955, 2014, 2018 und 2019 der sechste Meistertitel. «Ich fühle mich sehr ausgelaugt. Das ist eine tiefe Erleichterung, dass wir die Saison mit dem Ziel zwei nationale Titel abgeschlossen haben. Es ging hoch und runter. Ich freue mich mega über diese Leistung», sagte Obst bei Dyn. Wie viel er nun trinke? «Open end.»
In den gesamten Playoffs verloren die Bayern nur zwei Spiele. Um 20.26 Uhr reckten Vladimir Lucic und Teamkollege Obst die silberne Trophäe nach oben, es folgte der übliche Konfettiregen. Lucic trug die Trophäe sogar in den Fanblock und übergab sie vorübergehend an einzelne Anhänger.
«Das ist der Sport»
Vor 9668 Zuschauern, darunter auch die in der NBA spielenden Weltmeister Franz und Moritz Wagner, bewiesen Edwards und Co. ihre große individuelle Klasse. Schon vor Spielbeginn sagte Geschäftsführer Marko Pesic, dass der Titel «selbstverständlich sehr viel» für den Verein bedeute. Pesic und Laso umarmten sich bei der Siegerehrung innig.
Alba kämpfte tapfer, doch für ein Spiel fünf reichte es nicht. «Das ist der Sport. Es liegen so viele Sachen dazwischen, dass wir jetzt feiern oder dass wir Zweiter sind. Es tut weh», sagte Berlins Malte Delow.
Dass in den vergangenen Jahren erst dreimal Alba (2020, 2021, 2022) und schließlich im Vorjahr sensationell Ratiopharm Ulm die begehrteste Trophäe des Landes holten, wurmte die Münchner. Nun sortiert sich die nationale Rangordnung neu.
Edwards überragt
Gegen ersatzgeschwächte Berliner setzte sich die große individuelle Qualität des FC Bayern schließlich doch durch. Topwerfer Edwards (29 Punkte) übernahm früh die Kontrolle und zog das Spiel an sich. Auch bei den vier Weltmeistern aus Manila herrschte ein Ungleichgewicht: Während sich Albas Johannes Thiemann wegen einer «hartnäckigen Reizung des Patellasehnenansatzes» durch die Finalserie quälen musste, spielten Obst und Isaac Bonga im Finale wichtige Rollen für den Favoriten. Auch Niels Giffey trug zum Erfolg bei. Berlin musste zudem mit dem Ausfall von drei Aufbauspielern zurechtkommen.
Die erste Halbzeit des vierten Finals bot Spannung, Dramatik und einige Höhepunkte. Als der frühere NBA-Profi Sterling Brown per Dunk kunstvoll abschloss, führte Alba mit sechs Punkten. Ein 10:0-Lauf brachte die Berliner nach einem eher durchwachsenen Anlauf endgültig ins Spiel. Auch das Publikum war nun voll dabei.
Großen Emotionen folgt große Ernüchterung
Pesic verwies vor dem achten Duell der beiden Clubs in dieser Saison auf die Halbfinalserie gegen Fiba-Europe-Cup-Sieger Chemnitz, als Alba nach 1:2-Rückstand noch 3:2 gewann. Bayern war in den Serien gegen Ludwigsburg (3:1) und Würzburg (3:0) nie derart gefordert worden. Auch diesmal zeigte Alba starke Moral, doch Bayern hielt dagegen und holte noch vor der Pause einen Rückstand von zehn Punkten auf. Die Wagner-Brüder, selbst bei Alba Berlin ausgebildet, wetterten aus Reihe eins gegen die Schiedsrichter.
Nach der Pause folgte große Ernüchterung auf die großen Emotionen. Im dritten Viertel trumpften die Bayern richtig auf. Der frühere NBA-Profi Edwards übernahm in der Offensive und verwandelte Dreier um Dreier.
Auch die Defensive legte zu und hielt die Berliner in zehn Minuten bei sechs Punkten. Mit 13 Zählern Vorsprung ging es für Bayern ins Schlussviertel. Berlin startete eine starke Aufholjagd, doch für die ersehnte Verlängerung reichte es am Ende knapp nicht.
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