Mit drastischen Worten hat Bundestrainer Julian Nagelsmann eine Umfrage kritisiert, nach der jeder fünfte Deutsche es besser fände, wenn wieder mehr weiße Spieler in der Fußball-Nationalmannschaft spielen würden. «Ich hoffe, nie wieder so was von so einer Scheißumfrage lesen zu müssen», sagte der 36 Jahre alte Chefcoach am Sonntag bei der Pressekonferenz des DFB vor dem EM-Testspiel an diesem Montag (20.45 Uhr/ARD) in Nürnberg gegen die Ukraine.
«Ich war schon schockiert, dass solche Fragen gestellt werden - und dass Menschen darauf antworten auch», sagte Nagelsmann zu der Umfrage der WDR-Sendung «Sport Inside». «Ich sehe es auch so, dass das rassistisch ist», sagte Nagelsmann.
WDR-Sportchef Karl Valks hatte zur bereits am Samstag aufgekommenen Kritik erklärt: «Unser Reporter Philipp Awounou wurde in Interviews bei den Dreharbeiten zu der Dokumentation «Einigkeit und Recht und Vielfalt» mit der Aussage konfrontiert, dass zu wenige «echte», hellhäutige Deutsche auf dem Fußballplatz stehen. Das wollten wir bewusst nicht anekdotisch wiedergeben, sondern auf fundierte Daten stützen.»
Daher habe der TV-Sender die Umfrage in Auftrag gegeben. «Wir selber sind bestürzt, dass die Ergebnisse sind, wie sie sind, aber sie sind auch Ausdruck der gesellschaftlichen Lage im heutigen Deutschland. Der Sport spielt in unserer Gesellschaft eine wichtige Rolle, die Nationalmannschaft ist ein starkes Vorbild für Integration», sagte Valks.
Kritisch zu bewerten sei besonders die Fragestellung, hatte am Samstag bereits Nationalspieler Joshua Kimmich angemahnt. Dadurch rückten die 20 Prozent in den Vordergrund, die sich weniger Spieler mit Migrationshintergrund wünschten und nicht die 65 Prozent, die laut der Umfrage keine Probleme mit kultureller Vielfalt im DFB-Team haben.
Bundestrainer mahnt: «Wir müssen aufwachen»
Nagelsmann sprach emotional über das Thema. «Ich habe schon das Gefühl, dass wir mal ein bisschen aufwachen müssen. Es gibt einfach unfassbar viele Menschen, die flüchten müssen, die ein sicheres Land suchen», sagte der Bundestrainer. «Wir spielen eine EM für jeden im Land», machte er unmissverständlich klar.
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