Erst schnappte Justus Strelow im Ziel erschöpft nach Luft, dann verschwand er mit ernster Miene zum Auslaufen. Zwar war er als Elfter beim Weltcup-Einzel von Ruhpolding bester deutscher Biathlet. Aber die 20 Kilometer waren für den 27-Jährigen, der ohnehin nicht als stärkster Läufer bekannt ist, diesmal eine besondere Tortur. «Der Stöpsel war nicht erst in der letzten Runde raus, sondern schon in der dritten», sagte Strelow in der ARD. Insgesamt lieferten die deutschen Skijäger wie in der Vorwoche in Oberhof ein durchwachsenes Mannschaftsergebnis.
Beim ersten Weltcupsieg des Norwegers Vebjörn Sörum, der den ebenfalls fehlerfreien Franzosen Emilien Claude (+ 52,1 Sekunden) und Andrejs Rastorgujevs (1/+ 56,8 Sekunden) aus Lettland auf die weiteren Podestplätze verwies, hatte Strelow lange perfekt geschossen - schnell und sicher. Doch den vorletzten seiner 20 Schüsse setzte der beste Weltcup-Schütze der Vorsaison daneben. Aber selbst fehlerfrei hätte es nicht ganz unter die Top Drei gereicht.
«Ein Fehler kann passieren nach 16 Kilometern, von denen mindestens acht zu schnell waren. Das passiert, wenn der Kopf langsam müde wird», sagte Strelow, der am vergangenen Sonntag mit Selina Grotian als Dritte in der Mixed-Staffel für den einzigen Podestplatz in Oberhof gesorgt hatte.
Disziplintrainer Jens Filbrich feuerte Strelow auf der Schlussrunde an. In der Endabrechnung lag er bei der Laufzeit aber satte 2:37,9 Minuten hinter der Spitze. In der Vorsaison war Strelow beim Auftakteinzel in Östersund hinter Roman Rees Zweiter geworden, sein bisher einziger Podestplatz im Weltcup. «Insgesamt bin ich mit dem Schießen zufrieden. Ich hebe mir das perfekte Rennen noch ein bisschen auf, habe ich das Gefühl», sagte der Sachse.
Nur zwei Deutsche in Top 20
So müssen die Schützlinge von Bundestrainer Uros Velepec weiter auf ihren dritten Podestplatz der Saison warten. Johannes Kühn beendete das längste Biathlon-Rennen nach zwei Fehlern auf Platz 17. «Ich habe einen sehr soliden Einzel gemacht, aber zwei Fehler waren wohl einer zu viel», sagte Kühn.
Die anderen DSV-Skijäger Philipp Nawrath (3 Fehler/22.), Roman Rees (3/39.), David Zobel (2/43.) und Danilo Riethmüller (7/78.) hatten mit dem Ausgang des Rennens nichts zu tun. Rees und Nawrath berichteten, dass sie dieses Mal keine guten Ski gehabt hätten, wollten das aber nicht als Ausrede nehmen. «Über das Material werden wir heute wahrscheinlich noch mal reden müssen. Mein Ski hat gar keine Geschwindigkeit aufgebaut. Aus meiner Sicht haben meine Ski brutal abgebaut», sagte Weltcup-Rückkehrer Rees.
Superstar Bö will fast aufgeben
Für eine kuriose Szene sorgte der Weltcup-Gesamtführende Johannes Thingnes Bö. Norwegens Ausnahmekönner war nach fünf Fehlern weit abgeschlagen zum letzten Schießen gekommen. Dann räumte er in 20,6 Sekunden die letzten fünf Scheiben ab, verneigte sich vor den Fans. Anschließend schien es, als ob er das Rennen aufgeben wollte. Doch dann beendete Bö die letzte Runde doch - im entspannten Auslaufmodus und als 85.
Am Donnerstag (14.10 Uhr/ARD und Eurosport) beginnt der Weltcup auch für die Frauen um die Gesamtweltcup-Führende Franziska Preuß. Die 30-Jährige wird das Gelbe Trikot in ihrem Wohnort auch nach dem Einzel über 15 Kilometer behalten, weil sie einen komfortablen Vorsprung von 116 Punkten auf die Französin Lou Jeanmonnot hat.
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