Der Bund Naturschutz sieht Bayerns Wälder durch hohe Wildbestände in Gefahr - insbesondere angesichts der von Jagdminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) angestrebten Novelle des Jagdgesetzes. Dieses hätte eine weitgehende Abschaffung der Abschussplanung zur Folge. Der BN befürchtet, dass dadurch der aufgrund der zunehmenden Trockenheit erforderliche Waldumbau erschwert werden könnte.
Der Waldumbau könne nur gelingen, wenn neu angepflanzte Bäume eine Überlebenschance haben, sagte BN-Ehrenvorsitzender Hubert Weiger. Und das sei nur möglich, wenn es nicht zu viel Rehwild und somit Verbiss gibt.
BN: Grundsatz «Wald vor Wild» einhalten
Rehwild habe sich in den vergangenen Jahrzehnten stark ausgebreitet. In den 1970er Jahren seien 100.000 Stück Rehwild pro Jahr in Bayern geschossen worden, heute seien es 350.000 bis 370.000 Exemplare pro Jahr. Bei der Durchsetzung des Grundsatzes «Wald vor Wild» gehe es nicht um die Ausrottung des Rehs, sondern um Reduktion auf ein waldverträgliches Maß.
Weiter sagte Weiger: «Der Waldumbau sei eine Überlebensfrage für unsere Wälder.» Und letztlich auch für das Wild, das ohne Wälder seinen Lebensraum verlieren würde.
Appell an Kommunen
Die aktuelle Abschussplanung führe einer bayernweiten BN-Auswertung zufolge «zu günstiger Verbissbelastung bei der Waldverjüngung», teilte BN-Wald- und Jagdreferent Ralf Straußberger mit. Der BN habe sämtliche Oberbürgermeister und Landräte in Bayern angeschrieben und darum gebeten, die Abschussplanung konsequent umzusetzen. Der Auswertung nach wiesen 35 Landkreise und kreisfreie Städte großflächig eine günstige bis tragbare Verbissbelastung auf.
Als Beispiel nannte Straußberger ein etwa 300 Hektar großes Revier im Landkreis Roth. Dort seien vor 12 bis 15 Jahren noch etwa 10 Rehe je 100 Hektar im Jahr geschossen worden und die Verbissbelastung groß gewesen. Durch die Erhöhung der Abschussquote auf 18 Rehe je 100 Hektar im Jahr sei die Verbissbelastung in diesem Revier 2024 auf ein tragbares Niveau gesunken.
«Apokalyptische Situation»
Der Appell an die Landkreise laute, jetzt zu handeln, sagte Weiger: «Es zählt jedes Jahr, es ist ein Wettlauf mit der Zeit.» Er verwies auf Kahlflächen im Frankenwald und sprach von einer «apokalyptischen Situation» dort. Geltendes Recht müsse vollzogen werden.
Die geplante Novelle des Jagdgesetzes betreffend sagte Weiger, man dürfe nicht im Zeichen der Entbürokratisierung überlebensnotwendige, behördliche Instrumente abschaffen oder schwächen, die das grüne Grundkapital in Bayern sicherten. Straußberger ergänzte, es gehe darum, die Wildbestände und den Wald im Gleichgewicht zu halten.
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