In Deutschland gibt es wieder mehr Feldhasen. Für den Freistaat liegen zwar aktuell keine gesonderten Zahlen vor, jedoch geht Sebastian Ziegler, Vizepräsident des Bayerischen Jagdverbandes (BJV), von einer stabilen Population aus. Das ergebe sich aus dem momentan auch in Bayern laufenden Feldhasen-Monitoring der Jägerinnen und Jäger.
Bundesweit gab es im Frühjahr 2023 im Durchschnitt 19 Feldhasen pro Quadratkilometer auf Feldern, Wiesen und Äckern. «Das ist ein Allzeithoch», sagte der Sprecher des Deutschen Jagdverbandes (DJV), Torsten Reinwald. Es sei der höchste Wert seit Beginn des bundesweiten Monitorings 2001. Im Jahr 2022 wurden deutschlandweit im Schnitt noch 16 Tiere pro Quadratkilometer gezählt. Vor allem das trockene Frühjahr 2023 habe optimale Startbedingungen für den Hasen-Nachwuchs bereitet, so Reinwald. Die gefährdeten Feldhasen sind in Deutschland nahezu flächendeckend verbreitet.
Naturschützer warnen dennoch zumindest für Bayern: Schwindende Lebensräume, Mangel an Kräutern und zunehmender Verkehr machten dem Feldhasen zu schaffen. Er sei wie viele andere Arten in Feld und Flur ein seltener Anblick geworden und stehe auf der Roten Liste der gefährdeten Arten, teilte der Bund Naturschutz in Bayern (BN) am Montag mit.
Einen Grund sieht der BN in der intensiven Landwirtschaft. «Um einen weiteren Rückgang der Hasenbestände zu vermeiden, brauchen wir den Erhalt und die Aufwertung der Landschaft mit blütenreichen Wiesen, Rainen, Säumen, Versteckmöglichkeiten wie alten Heckenbeständen und Brachflächen sowie einen Biotopverbund zur Vernetzung der Lebensräume», sagte Wolfgang Dötsch von der BN-Kreisgruppe Nürnberg. Davon würden auch viele andere Arten der Agrarlandschaft wie Goldammer, Kiebitz, Grasfrosch oder viele Insektenarten profitieren. Der Flächenverbrauch schränke die Lebensräume zudem weiter ein.
Auch die Jäger erwarten bei der Hasen-Population 2024 im Freistaat kein Rekordjahr, wie Jagdverbands-Vize Ziegler einschätzt. Wichtig wäre für den Feldhasen jetzt ein nicht zu nasses Frühjahr. Feldhasen hätten eine große Zahl an Nachwuchs, weil die Mortalitätsrate hoch sei, so Ziegler. Im Schnitt bekomme eine Häsin pro Jahr elf Junge, von denen ein oder zwei durchkämen. Das habe in Deutschland gut funktioniert, bis Ende des 20. Jahrhunderts und zu Beginn der 2000er Jahre die Population stark zurückgegangen sei. Einer der Gründe sei der Verlust an Lebensraum und damit an Nahrung.
Auch die Jäger verweisen auf die intensive Landwirtschaft, die den Lebensraum für den Feldhasen weniger abwechslungsreich mache. Die Tiere bräuchten aber nahrhaftes Futter wie zum Beispiel Löwenzahn, Klee oder Wildkräuter, sagte Ziegler. So könnten sie Fett ansetzen und Häsinnen vollwertige Milch für den Nachwuchs produzieren. Fettreserven könnten den Hasen auch in besonders trockenen Sommern helfen, ihren Feuchtigkeitsbedarf zu decken. Hecken, Blühwiesen oder Gräben böten zudem Schutz vor Fressfeinden. Hier könnten Jäger dem Feldhasen durch das Bejagen von Rotfuchs, Waschbär und Steinmarder helfen.
Ziegler bedauert, dass die EU kürzlich Vorgaben ausgesetzt hat, nach denen vier Prozent der landwirtschaftlichen Flächen als Brachflächen hätten ausgewiesen werden sollen. Diese Flächen hätten dem Feldhasen, aber auch anderen Tierarten genützt. Nun werde auf Freiwilligkeit gesetzt, so der BJV-Vize. Landwirte bräuchten mehr finanzielle Anreize für Naturschutzmaßnahmen.
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