Gewalttätige Übergriffe auf medizinisches Personal mit Schwerverletzten oder gar Toten sind nach Erkenntnis der Bayerischen Krankenhausgesellschaft (BKG) sehr selten. «Solche dramatischen Sachen gibt es extrem selten», sagte BKG-Sprecher Eduard Fuchshuber am Dienstag in München angesichts eines tödlichen Messerangriffs auf einen Arzt am Vortag in Wasserburg am Inn (Landkreis Rosenheim). Schutz sei nur bedingt möglich. Viele Krankenhäuser setzten gerade für Mitarbeiter in Notaufnahmen auf Selbstverteidigungskurse oder Schulungen zum Thema Deeskalation.
Fuchshuber zufolge sind vor allem die Mitarbeiter in Notaufnahmen von verbalen Angriffen wie Beleidigungen und Bedrohungen, aber auch körperlichen Übergriffen betroffen. Zahlen dazu habe er aber nicht. «Hauptsächlich passiert das in den Notaufnahmen, da wo eine bestimmte Stresssituation ist, weil Patienten lange warten müssen oder sich ungerecht behandelt fühlen, weil ständig andere Patienten scheinbar bevorzugt werden.» Nicht jeder habe Verständnis dafür, dass eilige Fälle schneller verarztet werden und weniger dringliche auch mal warten müssen.
Manche Kliniken wie in München engagierten zu besonders kritischen Zeiten wie beim Oktoberdienst zusätzlich einen Wachdienst, um Mitarbeiter zu schützen. Anderswo gibt es private Sicherheitsdienste, die nachts und am Wochenende in der Notaufnahme und auf der Intensivstation präsent sind - hier werden vor allem Alkohol- und Drogenpatienten betreut. «Und es wird in den Kliniken auch geschaut, dass gerade in den Notaufnahmen nie eine Person Dienst alleine schiebt», erklärte Fuchshuber. «Generell erleben wir in der Gesellschaft: Die Bedrohung von Hilfskräften, ob das jetzt Feuerwehrleute oder Notärzte sind, nimmt völlig absurde Ausmaße an.»
Der getötete Arzt in Wasserburg an Inn arbeitete in einer psychiatrischen Klinik. Ob der 40 Jahre alte Verdächtige ein Patient des 64-Jährigen war, ist laut Polizei noch nicht geklärt.
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