Dunkle Rauchwolken an Heiligabend über der Münchner Innenstadt: Bei einem Brand in einem Senioren- und Pflegeheim sind 15 Menschen leicht verletzt worden. Sie erlitten nach Angaben der Feuerwehr Rauchgasvergiftungen. Etwa 60 Bewohnerinnen und Bewohner wurden aus dem Gebäude gebracht. Sie können vorerst nicht zurückkehren, da Teile des Gebäudes unbewohnbar sind.
Nach ersten Schätzungen der Polizei entstand ein Sachschaden von mehr als einer Million Euro.
Brandort bleibt unter Beobachtung
Auch am ersten Weihnachtsfeiertag waren Feuerwehrleute und andere Helfer am Brandort unterwegs, um den Ort abzusichern. Ein Augenmerk lag auf dem stark beschädigten historischen Glockenturm, aus dem am Mittwochmorgen noch Rauch aufstieg.
Mittlerweile ist der Brand aber gelöscht. Dennoch bleibt die Feuerwehr vorsichtig. «Die Brandstelle wird auch in den nächsten Tagen mehrfach kontrolliert werden», sagte Feuerwehr-Sprecher Franziskus Bronnhuber am Donnerstag.
Auch nach dem offiziellen Ende des Einsatzes seien am späten Mittwochabend gegen 21.25 Uhr wegen einer neuen Rauchentwicklung wieder Feuerwehrkräfte zur Einsatzstelle gefahren. Ein paar Glutnester seien wieder aufgeflammt. Sie konnten aber schnell über eine Drehleiter gelöscht werden.
Brandermittler vor Ort
Brandermittler nahmen inzwischen ihre Tätigkeit auf. Sie sollen die Ursache des Feuers ermitteln, die bisher völlig unklar ist. Der Brand war in einem Zimmer im dritten Stock ausgebrochen.
Das Feuer hatte an Heiligabend auch auf Teile des Dachs und den historischen Glockenturm übergegriffen, aus dem zeitweise hohe Flammen und Rauchschwaden schlugen. Da der Turm einsturzgefährdet ist, wurde inzwischen ein Absperrbereich festgelegt.
Die Feuerwehr war eigenen Angaben zufolge mit 120 Kräften im Einsatz und löschte von mehreren Drehleitern aus. Dabei entfernten sie unter anderem die Blechfassade am Glockenturm. Die Polizei sperrte umliegende Straßen. Der Rettungsdienst war mit etwa 60 Kräften vor Ort.
Mehrere Senioren mussten aus ihren Zimmern gerettet werden. Da einige von ihnen im Gehen eingeschränkt waren, wurden sie getragen oder im Rollstuhl die Treppen hinuntergefahren. Sowohl die Feuerwehr als auch die Pfleger und Pflegerinnen halfen dabei.
Betroffene Senioren müssen woanders unterkommen
Die Bewohner seien zum Teil in einen anderen, nicht betroffenen Bereich des Gebäudes gebracht beziehungsweise vorübergehend in einem nahe gelegenen Gebäude der Technischen Universität München betreut worden, teilte die Feuerwehr mit.
Anschließend seien sie bei Verwandten untergekommen oder in anderen Einrichtungen. Wie lange sie dort bleiben müssen, war vorerst ungewiss. In den betroffenen Gebäudeteil können sie vorerst nicht zurück, er ist unbewohnbar.
Forderung: Selbstständige Löschanlagen als Standard
Bei Bränden in Pflegeheimen sind deutschlandweit dieses Jahr zwanzig Menschen gestorben, wie die Deutsche Stiftung Patientenschutz mitteilte. Auch die Anzahl der dabei Verletzten sei im Vergleich zum Vorjahr um fünfzig Prozent gestiegen. «Damit wird erneut offenkundig, dass die Regelungen des vorbeugenden Brandschutzes in den 16.000 Pflegeeinrichtungen nicht ausreichen», sagte Vorstand Eugen Brysch. Die Stiftung fordert selbstständige Löschanlagen als Standard in Pflegeeinrichtungen. Die jeweiligen Länder sollen die Kosten dafür tragen.
Copyright 2024, dpa (www.dpa.de). Alle Rechte vorbehalten