Audi hat Absatz und Umsatz im vergangenen Jahr kräftig erhöht, aber deutlich weniger Gewinn gemacht. Das Ergebnis nach Steuern sank um zwölf Prozent auf 6,3 Milliarden Euro - hauptsächlich wegen Rohstoffsicherungsgeschäften, wie Finanzvorstand Jürgen Rittersberger am Dienstag in Ingolstadt sagte. Der Ausblick für das laufende Jahr ist mau: Auch wegen mehrerer Modellwechsel nach zwei Jahren ohne ein neues Modell erwartet Audi einen Umsatzrückgang von 69,9 Milliarden auf 63 bis 68 Milliarden Euro.
«2024 wird ein noch anspruchsvolleres Jahr als 2023» und «ein Übergangsjahr für Audi», sagte Rittersberger. Der Wettbewerb werde schärfer, an der ein oder anderen Stelle müssten Rabatte gewährt werden. Die Investitionen stiegen. Das Auslaufen von Baureihen und der Anlauf des Audi Q6 e-tron, des A6 e-tron und des A5 führten zu höheren Kosten und belasteten den Umsatz vorübergehend. Dazu kämen bei Audi Versorgungsprobleme bei Motoren.
Verbrennerausstieg für 2033 anvisiert
Vorstandschef Gernot Döllner hält grundsätzlich an den Daten für seinen Verbrennerausstieg fest, betonte aber zugleich: «Wir können auf unterschiedliche Kundenanforderungen reagieren, wir sind gut und flexibel aufgestellt.» Die Zukunft des Autos sei elektrisch; Audi werde sein letztes neues Verbrenner-Modell 2026 vorstellen und peile 2033 den Ausstieg an, sagte Döllner. Aber die EU werde ihr für 2035 geplantes Verbot neuer Verbrenner 2026 überprüfen. Bei Wellenbewegungen werde man sehr flexibel reagieren können.
Bis Ende des Jahrzehnts wolle Audi genauso viele E-Autos wie Verbrenner verkaufen und damit genauso profitabel sein, sagte Döllner. 2023 waren nur neun Prozent der 1,9 Millionen verkauften Audis vollelektrisch. Erst 2027 will Audi in allen Kernsegmenten ein vollelektrisches Modell im Angebot haben.
Audi bietet derzeit drei vollelektrische Modellreihen auf drei verschiedenen Plattformen an. Unmittelbar vor der Jahrespressekonferenz stellte Audi den Elektro-SUV Q6 e-tron vor - das erste Audi-Fahrzeug auf der mit Porsche zusammen für Oberklasseautos entwickelten PPE-Plattform. Der Anlauf des Q6 e-tron hatte sich wegen Software-Problemen um zwei Jahre verzögert. Das erste vollelektrische Auto aus dem Stammwerk Ingolstadt hat bis zu 670 Kilometer Reichweite und kommt in Deutschland und den USA im zweiten Halbjahr 2024 auf den Markt. Nächstes Jahr soll der Q6 e-tron auch in Audis neuem E-Auto-Werk in Changchun in China gebaut werden.
87.000 Beschäftigte weltweit
Im vergangenen Jahr steigerte Audi seine Verkäufe um 17 Prozent auf 1,9 Millionen Autos und den Umsatz um 13 Prozent auf 69,9 Milliarden Euro. Die Umsatzmarge im Kerngeschäft sank auf neun Prozent - das heißt, von 100 Euro Umsatz blieben 9 Euro Betriebsgewinn vor Zinsen und Steuern. Im laufenden Jahr soll die Marge bei geringerem Umsatz zwischen acht und zehn Prozent liegen.
In Deutschland beschäftigt Audi 53.000, weltweit 87.000 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen. Um die ambitionierte mittelfristige Zielmarge von 14 Prozent zu erreichen, kündigte Rittersberger ein «Performance-Programm 14» an. Dazu gehörten zum einen die Steigerung des Umsatzes, zum anderen die Senkung der Fixkosten, Materialkosten, Produktkosten und Fabrikkosten. Auf Fragen, ob auch ein weiterer Stellenabbau möglich sei, ging er nicht ein.
Mehr Geschäft in den USA geplant
Ein wichtiges Ziel für die nächsten Jahre sei auch die Stärkung des Geschäfts in den USA, sagte Döllner. Er wolle «Nordamerika zu einer dritten Säule aufbauen». Im vergangenen Jahr verkaufte Audi mehr als 42 Prozent seiner Autos in Asien, knapp 42 Prozent in Europa und nur knapp 15 Prozent in Nordamerika. Im Rahmen des Volkswagenkonzerns werde Audi «weitere Produkte nach Nordamerika bringen». Ob Audi ein Modell in den USA baue, sei aber noch nicht entschieden.
In China werde Audi sein Angebot verjüngen und erweitern sowie eine neue Generation von Verbrennerfahrzeugen auf den Markt bringen. Mit dem chinesischen Partner SAIC werde Audi in Südchina ein neues Modell entwickeln und bauen.
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