Bayerns wichtigste Industriebranche ist in schlechter Stimmung: Die Metall- und Elektroindustrie im Freistaat erwartet laut Sommerumfrage der Verbände bayme und vbm für die kommenden Monate eine weitere Verschlechterung der Geschäftslage. Zudem wollen die Unternehmen der Umfrage zufolge Stellen abbauen. Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt warnt vor einer Deindustrialisierung.
Zur Metall- und Elektroindustrie zählen einige der bekanntesten bayerischen Unternehmen, darunter Audi, BMW und Siemens. «Konjunkturschwäche und Standortprobleme gefährden mittlerweile die Zukunft unserer Industrie», sagte Brossardt, der Hauptgeschäftsführer beider Verbände ist. «Eine Trendumkehr zeichnet sich nirgends ab.»
Fast jedes zweite Unternehmen der Branche bewertet demnach die aktuelle Geschäftslage als schlecht. Der Saldo der Erwartungen hat sich seit dem Winter deutlich verschlechtert und liegt für das Inlandsgeschäft bei minus 31,7 Punkten. «Zum Jahreswechsel hatten wir noch gehofft, dass die Produktion nur stagniert», sagte Brossardt. «Aktuell gehen wir davon aus, dass sie im Jahresdurchschnitt 2024 um zwei Prozent sinken wird.»
Weniger Investitionen und Beschäftigte
Zudem investieren Unternehmen den Angaben zufolge weniger in Deutschland. «Jedes dritte Unternehmen will im Ausland investieren, im Inland ist es nur noch eines von zehn», sagte Brossardt. Der Großteil der Inlandsinvestitionen fließt demnach auch nicht in die Erweiterung der Produktion, sondern lediglich in Ersatz für bereits Bestehendes. «Das ist ein gefährlicher Mix für unseren Standort und bereitet uns große Sorge, da das
ein klares Indiz einer an Fahrt aufnehmenden Deindustrialisierung ist», sagte Brossardt.
Dementsprechend wollen die Unternehmen laut Umfrage der beiden Arbeitgeberverbände auch ihr Personal reduzieren. «Bis Jahresende werden die Unternehmen rund 7.000 Stellen abbauen müssen», sagte Brossardt. Er macht «die schlechte Industriepolitik der letzten Jahre» verantwortlich.
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