Die Deutsche Bahn stellt erste Vorplanungen für den Bau einer neuen schnellen Fernverkehrsstrecke von München nach Ingolstadt an - inklusive des seit Jahrzehnten fehlenden Fernbahnhofs am Münchner Flughafen. Das sagte der scheidende DB-Konzernbevollmächtigte Klaus-Dieter Josel am Donnerstag bei seiner finalen Pressekonferenz im München. Im Rahmen des für die Zukunft geplanten «Deutschlandtakts» wird nach DB-Analyse künftig größere Kapazität erforderlich sein, wie Josel erläuterte. «Da wäre es unabdingbar, dass wir eine Neubaustrecke von Ingolstadt nach München bauen.»
Da der Münchner Flughafen abseits des bestehenden Fernverkehrsnetzes liegt, wäre der Bau eines Anschlusses nur für Fluggäste nicht wirtschaftlich gewesen, sagte Josel. Wenn aber eine neue Strecke im nördlichen Oberbayern geplant wird, könnte diese demnach über den Flughafen verlaufen. «Das ist der Weg, den wir gerade mit dem Bundesverkehrsministerium gemeinsam mit dem Freistaat Bayern, der Lufthansa und vor allem dem Flughafen diskutieren», sagte Josel. Es gebe verschiedene konzeptionelle Überlegungen, «aber klar ist, wir haben beim Bund schon mal den Fuß in der Tür.»
Der Frankfurter Flughafen verfügt über einen eigenen Fernverkehrsbahnhof, am zweitgrößten Münchner Flughafen fehlt dieser seit der Eröffnung 1992, obwohl seit Jahrzehnten darüber diskutiert wird. Der Deutschlandtakt ist ein Zukunftskonzept der DB nach Schweizer Vorbild. Ziel ist ein 30-Minuten-Takt im Fernverkehr zwischen den wichtigsten deutschen Städten, im Regionalverkehr soll es halbstündliche Verbindungen zwischen den größeren «Knotenbahnhöfen» geben. Die Planung zum Ausbau des Schienennetzes ist mittlerweile an diesem Ziel ausgerichtet. Die bisherige Schnellstrecke München-Nürnberg war 2006 in Betrieb gegangen.
Josel geht nach 21 Jahren an der Spitze der DB in Bayern in den Ruhestand, Nachfolger wird am 1. Juni Heiko Büttner, Chef der Münchner S-Bahn. Der scheidende Konzernbevollmächtigte war Hauptansprechpartner der bayerischen Politik, vom Kauf neuer Züge bis zu Großprojekten wie der ICE-Strecke nach Berlin. Wegen seiner ruhigen und sachlichen Art war Josel von vielen Politikern geschätzt. Zum Abschied wünschte sich der DB-Manager angesichts des Sanierungsbedarfs im Schienennetz und der Verzögerungen bei Aus- und Neubauvorhaben größeren politischen Rückhalt für die Bahn: «Wir schaffen große Projekte in Deutschland nur mit aktiver Unterstützung der Politik.»
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