Die bayerische IG Metall wird bei den anstehenden Tarifverhandlungen in der Metall- und Elektroindustrie mehr Geld und mehr Wahlmöglichkeiten zwischen Geld und Zeit fordern. Der bayerische Arbeitgeberverband vbm warnt mit Blick auf Konjunkturflaute und Fachkräftemangel vor zu hohen Erwartungen.
Der Landesbezirksleiter und Verhandlungsführer der Gewerkschaft, Horst Ott, sagte am Freitag in München: «Es zeichnet sich ab, dass die Themen Geld und Zeit im Mittelpunkt der Tarifrunde stehen dürften.» Bei einer IG-Metall-Umfrage, an der sich in Bayern 66.000 Beschäftigte beteiligt haben, hätten 80 Prozent mehr individuelle Wahlmöglichkeiten zwischen Zeit und Geld als wichtig genannt. Mehr Selbstbestimmung bei der Arbeitszeit bezeichneten demnach sogar 86 Prozent der Befragten als sehr wichtig oder wichtig. «Die Menschen wollen sich je nach Lebensphase für mehr Geld oder mehr Zeit entscheiden können», sagte Ott. Eine deutliche Lohnerhöhung sei nur für 70 Prozent besonders wichtig.
Bundesweit wollen die Tarifkommissionen der IG Metall am 21. Juni ihre Forderungen beschließen. Die erste Tarifverhandlung in Bayern findet Mitte September statt. Die Friedenspflicht endet am 28. Oktober. Arbeitsniederlegungen sind bis dahin ausgeschlossen.
Ott sagte, die Hälfte der Befragten bewerte die wirtschaftliche Lage des eigenen Betriebs als gut, 18 Prozent bewerteten sie als schlecht. Die unterschiedliche Lage der Betriebe werde bei der Forderung berücksichtigt.
Bertram Brossardt, Hauptgeschäftsführer des Verbands der Bayerischen Metall- und Elektroindustrie, sagte, die Forderung der Gewerkschaft verkenne die aktuelle Lage: «Die Produktion sinkt, und die Auftragseingänge sind im freien Fall.»
Auch die Diskussion über mehr Freizeit sei verfehlt. Schon heute habe Deutschland die kürzesten Arbeitszeiten aller Industriestaaten. «Wir stehen zur 35-Stunden-Woche», sagte Brossardt. «Aber uns fehlen heute schon Arbeits- und Fachkräfte, und der Renteneintritt der Babyboomer hat gerade erst begonnen.»
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