Wenn ein Landwirt im Krankheitsfall längerfristig ausfällt, springen Betriebshelfer ein - doch die sind in Bayern Mangelware. «Wir stellen den Trend fest, dass Betriebshelfer immer weniger werden und bei uns von den Maschinenringen auch händeringend gesucht werden», sagt Gunther Lehmann vom Bundesverband der Maschinenringe. «Gut ausgebildete und auch menschlich qualifizierte Betriebshelfer sind bei uns Gold wert.»
Die 67 Maschinen- und Betriebshilfsringe in Bayern vermitteln als regional organisierte landwirtschaftliche Selbsthilfeorganisationen im Fall der Fälle Betriebshelfer und Hauswirtschafterinnen für Haus und Hof. Sie kommen zum Beispiel, wenn ein Bauer oder eine Bäuerin für eine Operation ins Krankenhaus muss oder gar ein Todesfall alles durcheinander wirbelt. Denn weder die Tiere noch die Ernte können warten.
Kurzzeitig helfen sich die Bauern gegenseitig
«Das familiäre Netz kann in der Landwirtschaft noch sehr viel abfangen, sofern es nur eine kurze Erkältung ist», schildert Lehmann. «Man hilft sich auch gegenseitig, die Landwirte sind da sehr gut vernetzt.» Doch ernsthafte und langwierige Gesundheitsprobleme können auch wohlmeinende Nachbarn nicht auf Dauer auffangen.
Dann springen die von der Berufsgenossenschaft bezahlten Betriebshelfer ein. Analog übernimmt eine Hauswirtschafterin das Regiment, wenn in der bäuerlichen Familie mit klassischer Rollenverteilung die Frau krank wird und das Haus mit den Kindern brach liegt, während sich der Mann um die Tiere und das Feld kümmern muss.
Dreijährige Ausbildung - doch Fachwissen ist nicht alles
Beiden Berufsbildern liegen im Normalfall dreijährige Ausbildungen zugrunde, viele Betriebshelfer - unter denen sich durchaus auch Frauen befinden - haben zudem ein landwirtschaftliches Studium absolviert. «Ein Betriebshelfer, der auf den Hof kommt, muss das A und O der betrieblichen Abläufe grundsätzlich kennen und auf einem Milchviehbetrieb genauso einsetzbar sein wie auf einem Ackerbaubetrieb. Das könnten sie als ungelernte Kraft niemals leisten», betont Lehmann.
Doch Fachwissen ist nicht alles. «Man kommt dann ja oft in Situationen hinein, wo es in der Familie Krisen gibt, die menschlich und psychisch nicht ganz einfach sind. Da menschelt es einfach», unterstreicht Lehmann.
Die Gründe, warum jemand als Betriebshelfer arbeitet, sind dabei vielschichtig. «Das geht quer durch die Bank vom Absolventen der Landwirtschaftsschule oder der landwirtschaftlichen Hochschule, der sich als Betriebshelfer erst mal orientieren mag, über Menschen, die keinen Betrieb mehr haben, weil es wirtschaftlich nicht mehr rentabel war, bis hin zu Austragslandwirten, die noch eine sinnvolle Tätigkeit machen wollen», schildert Lehmann.
Deutlicher Rückgang der Höfe
Wie viele Betriebswirte und Hauswirtschafterinnen im Freistaat in den vergangenen Jahren für einen Einsatz vermittelt wurden, lässt sich nicht beziffern, weil die Zahlen der jeweils autonomen Maschinenringe nicht zentral erfasst werden. Aber klar ist laut Lehmann: «Die Situation wird nicht besser. Es gibt eher weniger Betriebshelfer als mehr, und die Einsatzdauer ist auch eher im längeren Bereich.»
Laut Statistischem Landesamt ging die Zahl der Höfe in Bayern zwischen 2013 und 2023 um fast 13 Prozent zurück. Dass es deshalb weniger Betriebshelfer gibt, weil weniger junge Menschen in die Landwirtschaft hineinwachsen, scheint aber nicht der Fall zu sein. «An den großen landwirtschaftlichen Hochschulen und Schulen gibt es relativ stabile Anmeldezahlen und Abschlussjahrgänge», betont Lehmann. «Es gibt ja eine Fülle von Tätigkeiten, die man in der Landwirtschaft ausüben kann, ohne einen eigenen Betrieb haben zu müssen.»
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