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Aids-Konferenz: optimistische Signale, Sorge um Finanzierung

Auf der Welt-Aids-Konferenz beraten bis Freitag Mediziner, Experten und Aktivisten über Chancen im Kampf gegen Krankheiten wie HIV. / Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa
Auf der Welt-Aids-Konferenz beraten bis Freitag Mediziner, Experten und Aktivisten über Chancen im Kampf gegen Krankheiten wie HIV. / Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa

Deutsche Aidshilfe ruft zum Ende der Welt-Aids-Konferenz in München zu mehr politischem und finanziellem Engagement für den Kampf gegen HIV weltweit auf.

Mit hoffnungsvollen Impulsen für einen besseren Schutz vor HIV weltweit geht in München die Welt-Aids-Konferenz zu Ende. Es seien Daten vorgestellt worden, die zuversichtlich stimmten, sagte der örtliche Kongresspräsident Christoph Spinner. HIV sei mittlerweile sehr gut behandelbar - und es gebe große Fortschritte in der Prävention. 

Erstmals nach gut 30 Jahren gastierte die am Freitag endende weltgrößte Konferenz zu HIV und Aids wieder in Deutschland, fast 10.000 Teilnehmende kamen, weitere 2.000 waren online dabei. Wichtig sei auch das Vernetzen gewesen, sagte der Infektiologe am Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München. «Wir haben die Menschen aus Politik, Wissenschaft und Community zusammengebracht.»

Mehr Anstrengungen für HIV-Ziel der UN

Es brauche jedoch mehr Anstrengungen und verbindliche Finanzierungszusagen der Länder, um - wie von den UN angestrebt - HIV bis 2030 weitgehend zu besiegen und die Neuinfektionsrate um 90 Prozent zu reduzieren, sagte Spinner. Bundeskanzler Olaf Scholz habe zum Kongressbeginn mit der Zusage, dass Deutschland sich weiter unvermindert an der Finanzierung von Programmen wie dem Global Fund beteilige, einen wichtigen Schritt getan. 

Auch die Deutsche Aidshilfe rief zu mehr politischem und finanziellem Engagement auf. «So deutlich wie nie zuvor hat diese Konferenz gezeigt: Die Welt verfügt über hochwirksame Mittel, aber die Finanzierung von Maßnahmen gegen HIV/Aids ist global unzureichend, in vielen Ländern fehlt zudem der politische Wille zu Prävention für die besonders stark betroffenen Gruppen», sagte Winfried Holz vom Vorstand zum Abschluss des weltgrößten wissenschaftlichen Treffens zu HIV und Aids. 

Die globalen Finanzmittel für den Einsatz gegen HIV in Ländern mit geringem und mittlerem Einkommen gehen laut dem UN-Programm UNAIDS zurück. 2023 sanken sie im Vergleich zum Vorjahr um fünf Prozent auf 19,8 Milliarden US-Dollar und lagen damit um 9,5 Milliarden unter dem bis 2025 benötigten Betrag von 29,3 Milliarden US-Dollar. 

«Gamechanger» bei Prävention in Sicht

Bei der Prävention liegen laut Spinner große Hoffnungen auf einem halbjährlich zu spritzenden Medikament. Es hatte bei einer Studie mit mehr als 5.300 jungen Frauen und Mädchen im südlichen Afrika - gerade sie haben als benachteiligte Gruppen ein hohes HIV-Risiko - eine Infektion zu 100 Prozent verhindert. Das Medikament könne zum «Gamechanger» werden, sagte Spinner. «Da liegt eine Chance für den Durchbruch in der Prävention.» 

Die Frage sei nun, ob das Mittel - wie von der Deutschen Aidshilfe, Aktivisten und vom UN-Programm UNAIDS gefordert - rasch und kostengünstig besonders in stark von HIV betroffenen Regionen zur Verfügung gestellt werden könne.

Eine Reihe von Studien zeigten zudem Behandlungserfolge über mittlerweile teils 25 Jahre. Es gehe aber um ausreichenden Zugang zu lebensrettenden Medikamenten in aller Welt. «In Deutschland haben wir hier im Allgemeinen kein Problem.» Mehr als 95 Prozent der Menschen mit HIV bekommen hier Medikamente, die auch eine Übertragung des Virus unterbinden. Weltweit sind es nach UNAIDS-Zahlen jedoch 77 Prozent bei den Erwachsenen - und nur 57 Prozent bei Kindern bis 14 Jahren.

Auch in Deutschland fehlen bestimmte Medikamente

«Auch in Deutschland wurden neue Medikamente zuletzt nicht mehr eingeführt oder zurückgenommen, was mich sehr nachdenklich stimmt», sagte Spinner. Das betreffe vor allem Medikamente für Menschen, die seit vielen Jahren behandelt werden und die daher auf Reservemedikamente angewiesen seien. Hier müsse die Politik in Deutschland handeln. 

Bei der Prävention sei auch in Deutschland «noch Luft nach oben», wie steigende Infektionszahlen bei Heterosexuellen, vor allem aber bei intravenös Drogenkonsumierenden zeigten. Spinner mahnte erneut auch in Bayern die Einrichtung von Drogenkonsumräumen und integrierte Hilfsangebote an, wie sie in anderen Bundesländern wie auch anderen Ländern bestehen. Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter hatte Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hier zu einem Umdenken aufgefordert - München will seit langem Drogenkonsumräume einrichten. 

Auch die Aidshilfe erneuerte diese Forderung. Wer etwa schwule Männer oder intravenös Drogen konsumierende Menschen verfolge, statt sie mit Prävention zu versorgen, ernte steigende Infektionszahlen: «Das sehen wir gerade in Osteuropa, es gilt in gewissem Ausmaß aber auch in Deutschland», erläuterte die Aidshilfe.

Sorge um Erstarken der Rechten 

Sorge bereitet Fachleuten die politische Entwicklung weltweit. «Wo rechte Kräfte erstarken, da sehen wir, dass die HIV-Infektionen zunehmen - weil die Risikogruppen kriminalisiert werden», sagte Spinner. Das zeige sich etwa in Osteuropa, ein Schwerpunktthema der Konferenz. 

Fragen blieben nach der erneuten Heilung eines HIV-Patienten an der Berliner Charité. Bei diesem als «zweiten Berliner Patienten» bezeichneten Mann war nach einer Stammzelltransplantation im Zuge einer Krebsbehandlung das HI-Virus nicht mehr nachweisbar - obwohl der Spendende nicht über eine vollständige seltene HIV-Immunität verfügte. 

«Es geht jetzt darum, das zu verstehen, um das Prinzip der Heilung im Rahmen neuer Optionen auch anderen Patienten anbieten zu können», sagte Spinner. Eine Stammzelltransplantation mit ihren hohen Risiken sei aber nur für Patienten mit einer lebensbedrohenden Krankheit ein Weg.

 

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