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Forschungsreaktor FRM II nach fünf Jahren Stillstand vor Wiederanfahren

Der FRM II gilt als wichtige Neutronenquelle - und ist wegen seines Brennstoffs umstritten. (Archivbild)  / Foto: Peter Kneffel/dpa
Der FRM II gilt als wichtige Neutronenquelle - und ist wegen seines Brennstoffs umstritten. (Archivbild) / Foto: Peter Kneffel/dpa

Der Forschungsreaktor FRM II der TUM steht seit fast fünf Jahren still. Jetzt soll er wieder in Betrieb genommen werden. Erfahren Sie mehr über die Hintergründe und Herausforderungen.

Corona-Pandemie, Reparaturen, Zwischenfälle: Seit fast fünf Jahren steht der Forschungsreaktor FRM II der Technischen Universität München (TUM) still. Immer wieder war der Termin für ein Wiederanfahren verschoben worden. Dieses Jahr soll es nun so weit sein. 

Gelobt als eine der wichtigsten Neutronenquellen Europas für Forschung, Medizin und Industrie war der Reaktor im März 2004 in Betrieb gegangen. Wegen des hochangereicherten Urans als Brennstoff war er aber von Anfang an umstritten. 

Gericht macht Weg für Betrieb mit altem Brennstoff frei 

Im vergangenen Sommer scheiterten Umweltschützer mit einer Klage gegen den Betrieb mit dem nach ihrer Ansicht waffenfähigen Material. Der Bayerische Verwaltungsgerichtshof (VGH) in München wies die Klage des Bundes Naturschutz in Bayern (BN) ab. Von daher kann der Reaktor mit hochangereichertem Uran weiter betrieben werden. Allerdings gibt sich der BN nicht geschlagen. Er hat Ende November Beschwerde gegen die Nichtzulassung der Revision eingelegt. Der Prozess könnte also unter Umständen nochmals aufgenommen werden. 

Die Neutronenquelle dient - sofern sie läuft - unter anderem der Medizin, etwa zur Herstellung von Radiopharmaka zur Krebsbehandlung. Außerdem wird sie von der Industrie und verschiedensten Forschungszweigen genutzt, von den Materialwissenschaften, Quantentechnologien und der Klimaforschung bis hin zur Archäologie. 

Stillstand und immer neue Probleme 

Als der BN im Mai 2020 die Klage einreichte, war der Reaktor schon außer Betrieb. Zwischen März 2019 und Januar 2020 fehlten Brennelemente, im März 2020 wurde er wegen der Corona-Pandemie heruntergefahren. Einmal trat dann radioaktives C-14 aus. Dann zogen sich Revisionsarbeiten und Reparaturen hin. Anlass für die Festsetzung des Verhandlungstermins im Juni 2024 war die Ankündigung, den FRM II 2025 wieder hochfahren zu wollen. 

Dabei gestalten sich die Arbeiten am Reaktor weiter schwierig. Bei der Herstellung der Komponenten für den sogenannten Zentralkanal geht es langsam voran. Er trägt als zentrales Bauteil des FRM II das Brennelement.

Nutzerbetrieb voraussichtlich ab Ende 2025 

«Leider haben sich trotz beträchtlicher Fortschritte in allen Bereichen des Projekts verschiedene kleine Verzögerungen derart angehäuft, dass die Lieferung des Zentralkanals im Jahr 2025 erfolgen wird», sagt der Technische Direktor des FRM II, Axel Pichlmaier. «Danach wird es weitere sechs Monate dauern, bis der Zentralkanal eingebaut ist und wir wieder anfahren können.» 

Derzeit wird erwartet, dass der Nutzerbetrieb mit Neutronen und Positronen bis Ende 2025 wieder aufgenommen werden könne. Der Neustart war schon zuvor immer wieder verschoben worden. Es scheint nicht ausgeschlossen, dass er sich nochmals verzögern könnte.

Debatte ums hochangereicherte Uran 

Bei dem gerichtlichen Streit mit dem Bund Naturschutz in Bayern ging es um das auf 93 Prozent angereicherte Uran als Brennstoff. Der Betrieb damit war ursprünglich bis Ende 2010 genehmigt, danach sollte auf maximal 50 Prozent umgestellt werden. Mangels eines geeigneten Brennstoffs - so das Argument unter anderem der TUM als Betreiberin - wurde der Betrieb von den Behörden dennoch weiter genehmigt. 

Die Umweltschützer hingegen hielten den Betrieb ab 2011 für illegal, das hochangereicherte Uran sei «direkt waffenfähig». Experten hätten seinerzeit gewarnt, dass Deutschland damit der eigenen Nicht-Verbreitungspolitik entgegenlaufe, argumentierten sie. Nach ihrer Ansicht wäre eine Umstellung auf bis zu 50 Prozent angereichertes Uran schon vor Jahren möglich gewesen. 

Nun ist ein neuer Brennstoff mit auf unter 20 Prozent angereichertem Uran in Arbeit. Doch vor Anfang der 2030er wird er voraussichtlich nicht einsatzbereit sein. Allein das Genehmigungsverfahren könnte sich über Jahre ziehen. 

Ungelöste Lagerprobleme

Für den Neustart liegen mittlerweile immerhin neue Brennelemente mit dem alten Brennstoff bereit, auch deren Bereitstellung war nicht ganz einfach. 

Wenn der Reaktor tatsächlich wieder anfährt, kommt ein weiteres Problem auf die Betreiber zu: 47 Elemente lagern im Abklingbecken in Garching, Platz ist für 50. Pro Jahr werden im Schnitt drei Elemente abgebrannt. Nach dem Anfahren müsste etwa nach einem Jahr der erste Transport nach Ahaus rollen. Zumindest bis vor etwa einem Dreivierteljahr standen aber die Genehmigungen zum Transport und zur Aufbewahrung dort aus.

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