Tausende Mitglieder von Studentenverbindungen, Landsmannschaften und Turnerschaften werden am Pfingstwochenende in Coburg erwartet. Zum Pfingstkongress des Coburger Convents (CC) kommen nach Angaben eines Convent-Sprechers im Schnitt bis zu 2500 Teilnehmer.
Die Zusammenkunft gefällt längst nicht jedem. Nach Angaben eines Stadtsprechers waren in der Woche zuvor insgesamt acht Kundgebungen im Zusammenhang mit dem Convent angemeldet worden, zwei mehr als 2023.
Auch aus dem Rathaus selbst kamen in den vergangenen Jahren verhaltene Töne. Für den abendlichen Fackelzug, der traditionell zum Programm der Zusammenkunft gehört, gibt es Auflagen - und auch der Rathausbalkon ist für die Teilnehmer nicht zugänglich.
Oberbürgermeister Dominik Sauerteig (SPD) finde den Fackelzug auch weiterhin «aus der Zeit gefallen», teilte ein Stadtsprecher auf Anfrage mit. Zudem sei der Fackelzug gerade wegen Coburgs unrühmlicher Geschichte in der NS-Zeit unpassend. In Coburg traten die Nazis besonders früh in Erscheinung, die NSDAP konnte sich dort rasch etablieren.
Sauerteig werde am Festkommers des CC teilnehmen und eine Rede halten, sagte sein Sprecher weiter. Im vergangenen Jahr habe der Oberbürgermeister dort betont, dass die Organisation willkommen sei in der Stadt, sich aber, wie alle anderen Veranstalter auch, an die «geltenden Spielregeln» halten müsse.
Ein CC-Sprecher teilte mit: «Die Coburger Bevölkerung ist in großen Teilen freundlich uns gegenüber gestimmt und sieht die große Tradition.» Zudem: Ein Großteil der Gegner komme gar nicht aus Coburg. Die Wertschätzung des Verbandes und die Verbundenheit mit der Stadt zeige sich unter anderem bei einer gemeinsamen Kranzniederlegung am Ehrenmal für gefallene Coburger.
Auf seiner Internet-Präsenz heißt es über den Coburger Convent: Man sei ein akademischer Verband von Studierenden und Absolventen deutscher und österreichischer Hochschulen, «gleich welcher Herkunft, Hautfarbe, Religion oder was auch immer die Menschen unterscheidet».
Der Verband binde sich nicht parteipolitisch oder konfessionell. Er erwarte «von seinen Mitgliedern, dass sie sich jederzeit für die Bundesrepublik Deutschland und deren freiheitlich-demokratische und liberal-rechtsstaatliche Ordnung einsetzen».
Zu den Gegnern des Treffens in Coburg zählt etwa Grünen-Stadtrat Kevin Klüglein. «Der Coburger Convent zeigt durch den klaren Ausschluss von Frauen und Personen ohne akademischen Abschluss eine sexistische, klassizistische Haltung, die deutlich die Mehrheit unserer Gesellschaft ausschließt und diskreditiert», sagte Klüglein. Zudem werde beim Fackelzug die gleiche Route gewählt wie die der SA im Nationalsozialismus. Der Kongress sei «rückwärtsgewandt». Der Coburger Convent tagt seit 1951 in Coburg.
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