Der frühere Schiedsrichter Markus Merk hat in der Diskussion um den nicht gegebenen Handelfmeter für den FC Bayern München im Champions-League-Duell beim FC Arsenal seinen schwedischen Kollegen Glenn Nyberg kritisiert, kann dessen Entscheidung aber nachvollziehen. «Sinn und Geist des Fußballs sprechen bei Betrachtung der gesamten Situation, dem unmittelbaren Zusammenhang des Pfiffes bei der ersten Ausführung gegen eine Elfmeterentscheidung. Für alle, die von größter Fehlentscheidung oder gar von Betrug sprechen: Wer möchte in dieser Situation einen Elfmeter gegen sich haben?», sagte Merk (62) am Mittwoch auf Anfrage.
Im Viertelfinal-Hinspiel am Dienstagabend (2:2) in London hatte Arsenal-Torwart David Raya in der zweiten Halbzeit einen Abstoß zu dem am Fünfmeterraum postierten Gabriel gespielt. Der brasilianische Fußball-Nationalspieler nahm den Ball mit der Hand auf, legte ihn wieder auf den Rasen und spielte ihn zu Raya zurück, das Spiel ging weiter. Referee Nyberg hatte kurz vor der Ausführung des Abstoßes angepfiffen.
Regeltechnisch gebe es in diesem Fall keine Diskussion, es hätte Elfmeter geben müssen, erklärte Merk. «Gerade, wenn Profis und noch auf diesem Niveau solche Fehler machen, müssen sie sanktioniert werden. Wie soll ich sonst dem Bambinikicker erklären, dass er es nicht darf, wo er gesehen hat, dass Arsenal-Star Gabriel dies auch tut?», sagte der langjährige Bundesliga- und FIFA-Schiedsrichter Merk.
Hinterher sprach Nyberg von einem Anfängerfehler («kids mistake»), den er nicht in einem Viertelfinale der Champions League ahnde. Für Merk war es eher ein Anfängerfehler des Schiedsrichters. Sein Pfiff unmittelbar vor der Ausführung des Abstoßes sei unnötig gewesen und habe somit auch den Arsenal-Spieler irritiert. «Ärgerlich», meinte Merk.
Etwas anders sah es DFB-Regelexperte Lutz Wagner, der Nyberg im «Kicker»-Kommentar «keine glückliche Situation» attestierte, «für die er aber im Sinne des Spiels aus meiner Sicht noch eine praktikable Lösung gewählt hat, keinen Strafstoß zu geben». Besser wäre aber gewesen, «wenn er in dieser Szene deutlicher kommuniziert hätte, dass er das unglückliche Timing seines Pfiffes auf sich nimmt und eine neue Ausführung des Abstoßes gestattet».
Dass Nyberg kurz vor Schluss einen möglichen Foulelfmeter verweigerte, hält Merk für richtig. Bukayo Saka, der in der Nachspielzeit nach einem Kontakt mit Nationalkeeper Manuel Neuer im Strafraum zu Fall kam, habe «fast mit einem Tritt den Kontakt, das Foul, den Elfmeter» gesucht.
Lothar Matthäus hätte den Strafstoß in der Nachspielzeit übrigens eher gegeben als jenen im Arsenal-Strafraum, wie er dem «Münchner Merkur/tz» sagte - «obwohl es für mich auch kein 100-prozentiger war», wie er anmerkte. Den Handelfmeter hätte der deutsche Rekord-Nationalspieler nicht gepfiffen. «Wenn die Regel so ist, dass der Schiedsrichter den Ball gar nicht freigeben muss – und er auf einmal pfeift –, denkt der Verteidiger doch: Hallo? Was macht der Schiedsrichter jetzt? Warum pfeift er? Deshalb war es für mich kein Handelfmeter.»
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