Schauspieler Moritz Bleibtreu (52) wünscht sich bei manchen gesellschaftspolitischen Debatten von den Jüngeren mehr Toleranz für die Ansichten Älterer. Was etwa emotionale Debatten um das Gendern betreffe, da «fehlt mir jede Verhältnismäßigkeit», sagte Bleibtreu in der deutschen Ausgabe des «Playboy». Es sei zwar «gut und schön, dass wir sie führen. Aber es gibt eben Leute aus einer anderen Zeit, die das erst mal befremdlich finden, und das muss man ihnen auch zugestehen.»
Er selbst hoffe zwar, sich nicht wie ein «alter weißer Mann» zu verhalten. Aber es gebe «bestimmte Draufsichten», die auch für ihn gewöhnungsbedürftig seien - «bei denen ich sage: Aha, macht man das heute so, ja? Okay, wenn ihr meint ...», erzählte der Filmstar («Lola rennt», «Elementarteilchen», «Der Baader Meinhof Komplex»).
Kinder so selbstverständlich wie Husten
Auch bei der Kindererziehung habe sich vieles verändert. «Dass heute so ein Riesending daraus gemacht wird, hat bestimmt auch damit zu tun, dass wir in einer Gesellschaft leben, in der mit allem Geld verdient wird. Mit den Ängsten und Sorgen von Eltern zu spielen, ist ein lukrativer Markt. Das lässt sich super monetarisieren», sagte Bleibtreu dem «Playboy».
Kinder zu bekommen, sei für ihn persönlich das Selbstverständlichste auf der Welt. «Deshalb mag ich Gesellschaften unheimlich gerne, in denen die Kinder in die Normalität des Alltags eingebunden sind.» Als er vor 20 Jahren in Italien gelebt habe, seien die Kinder dort ganz unaufgeregt Teil eines fast jeden Lebensweges gewesen. «Sie waren einfach Kinder, und sie waren eben da – so wie man zwischendurch auch mal Husten bekommt.»
Hat sich selbst nach Bürgerlichkeit gesehnt
Der in München geborene und in Hamburg aufgewachsene Spross einer Schauspielerfamilie fand die unkonventionelle Art seiner Mutter nach eigenem Bekunden furchtbar. «Das fand ich alles total scheiße, ich habe mich nach Bürgerlichkeit gesehnt, nach Regeln.» Heute empfinde er es als Vorteil, dass er schon früh verschiedene Ansätze kennengelernt habe und sich heute als Vater überlegen könne: «Was nehme ich mir aus beiden Welten heraus? Wo orientiere ich mich an Traditionen, und wo hat vielleicht auch das Brechen mit Konventionen etwas Gutes?»
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