Die Agnes-Bernauer-Festspiele in Straubing sollen am Samstag mit einer Zusatzvorstellung zu Ende gehen. Doch das Bernauer-Fieber in der Stadt glüht weiter: Am 5., 6. und 7. August folgt die Persiflage «Schwimm, Agnes, schwimm». Das Stück aus der Feder von Autor Wolfgang Engel nimmt die Historie auf die Schippe und zeigt, wie sich die Liebesgeschichte zwischen dem Herzogssohn Albrecht und der nicht standesgemäßen Agnes möglicherweise wirklich zugetragen hat - Happy End nicht ausgeschlossen.
Straßenfest-Charakter
«Schwimm, Agnes, schwimm» hat in Straubing Kultcharakter. Gespielt wird nicht wie beim Festspiel im Innenhof des Herzogsschlosses, sondern auf dem Platz vor der Basilika St. Jakob. Um die 1000 Zuschauer haben dort Platz, Eintrittskarten gibt es nicht. «Schwimm, Agnes, schwimm» habe eher den Charakter eines Straßenfestes, sagt Engel. Der Andrang war bei früheren Spielzeiten enorm.
Nach der Erstaufführung im Jahr 2006 und weiteren Spielzeiten 2007, 2009 und 2011 hatte eigentlich Schluss sein sollen, sagt Wolfgang Engel. Im letzten Jahr sei dann der Gedanke aufgekommen, das Stück zu aktualisieren und erneut aufzuführen.
Die Geschichte um Agnes Bernauer, die für ihre nicht standesgemäße Liebe zum Herzogssohn Albrecht zum Tode verurteilt wurde, ereignete sich vor fast 600 Jahren. Herzog Ernst hatte sie im Oktober 1435 verhaften und in der Donau ertränken lassen.
Liebe, Softeis, Hochzeitsshow
Der Autor hat die überlieferte Geschichte leicht umgeschrieben - oder korrigiert? Statt aus Augsburg kommt Agnes aus dem Stadtteil Alburg, ihr Vater ist nicht Bader, sondern Bademeister. Als Bademeistertochter muss Agnes dem Vater bei der Arbeit helfen - als Softeisverkäuferin im Schwimmbad. Und wenn Agnes am Ende in der Donau um ihr Leben krault, wird sie vom Publikum lautstark angefeuert: «Schwimm, Agnes, schwimm!».
Auch Oberbürgermeister Markus Pannermayr (CSU) ist froh, dass das Stück mögliche historische Irrtümer aufdeckt: «Straubing hat großes Glück», schrieb er auf Instagram, denn: «Wolfgang Engel besitzt eine Feder, die nur die Wahrheit erzählen kann. Und es gibt mutige Frauen und Männer, die diese Wahrheit tapfer auf die Bühne bringen werden.»
Wie in den früheren Spielzeiten stammt die Musik von Martin Jungmayer. Das etwa 20-köpfige Ensemble sei weitgehend dasselbe. «Sie sind nur eben 18 Jahre älter geworden», so Engel über die Darsteller. Ab 18.00 Uhr wird Musik gespielt und der Getränkeausschank beginnt. Um 21.00 Uhr folgt die Aufführung.
Spenden statt Eintrittsgeld
Und: Die Macher haben sich nicht nur das große Ziel gesetzt, die Wahrheit aufzudecken. Sie wollen auch sonst in der ersten Liga mitspielen: mit Merchandising wie bei Popstar Harry Styles, berichtet Autor Engel amüsiert. Eintritt verlangen sie allerdings nicht. Mit Spenden sollen lediglich die Unkosten gedeckt werden. Der Rest sei für einen guten Zweck bestimmt.
Agnes-Bernauer-Festspiele: Vorsitzender zufrieden
Die Agnes-Bernauer-Festspiele gehen nach einer wettermäßig durchwachsenen Spielzeit zu Ende. Vereinsvorsitzender Karl Weber spricht dennoch von einer «bombigen Saison». Die Nachfrage sei so groß gewesen, dass für Samstag, 27. Juli, eine Zusatzvorstellung angesetzt wurde. Zudem gab es zwei Ersatzvorstellungen, weil zwei Aufführungen wegen Unwetters abgebrochen werden mussten. Insgesamt seien um die 20 000 Tickets verkauft worden. Die Neuinszenierung von Regisseur Thomas Stammberger sei beim Publikum sehr gut angekommen. Die nächsten Festspiele gibt es 2028. Seit 2018 gehören die Agnes-Bernauer-Festspiele zum Immateriellen Kulturerbe Bayerns.
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