Der berühmte Nürnberger Meister Albrecht Dürer (1471-1528) ist stets mit auffälliger Lockenpracht dargestellt - was vermutlich Ausdruck eines großen Modebewusstseins war. «Ich denke mal, seine Frau hat mehr Zeit auf seine Frisur verwendet als auf ihre eigene. Sie haben mit Stärkemitteln und Eiern gearbeitet, damit das Haar glänzend wurde. Kosmetik war damals sehr wichtig - auch unter Männern», sagte die Historikerin Ulinka Rublack den «Nürnberger Nachrichten» (Samstag).
Die Wissenschaftlerin, die Europäische Geschichte in Cambridge lehrt, betonte zugleich, die Brüche im Leben und Schaffen Dürers sollten stärker in den Blickpunkt rücken. Man müsse Dürer viel mehr als bisher über diese Brüche wahrnehmen. «Er hat mit vielem in seinem Leben einfach aufgehört. Mit dem Goldschmieden zum Beispiel. Oder mit Altarbildern. Die hat er ab 1511 nicht mehr produziert», erläuterte sie. «Das war eine richtig große Entscheidung für ihn - etwa so, wie wenn ein Autor großer Romane auf einmal nur noch starke Kurzgeschichten schreibt.» Von Rublack erschien kürzlich das Buch «Dürer im Zeitalter der Wunder».
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