Ein fast versunkenes Dorf, schneebedeckte Hütten und das mitten auf dem Bodensee: Mit der Premiere von «Der Freischütz» von Carl Maria von Weber starten die Bregenzer Festspiele in eine neue Saison. Der deutsche Opern-Hit soll am Abend aufgeführt werden. Das Stück wird nach Angaben der Veranstalter zum ersten Mal bei dem rund vierwöchigen Festival in Bregenz präsentiert.
Insgesamt sind bei den 78. Festspielen bis zum 18. August rund 80 Veranstaltungen für
213.000 Besucherinnen und Besucher geplant. «Freischütz»-Regisseur Philipp Stölzl ist auf der Seebühne bereits bekannt für seine 2019 und 2021 gezeigte «Rigoletto»-Inszenierung. «Ich wollte diese Oper hier schon machen, als ich in Bregenz erstmals angetreten bin», hatte der Münchner über das Werk «Der Freischütz» gesagt. Es sei eine magisch-poetische Welt entstanden für eine romantische Schauergeschichte.
Die Geschichte
Wie bei Opern üblich steht auch bei Webers «Der Freischütz» (1821) eine Liebesgeschichte im Mittelpunkt. Das Stück spielt in Böhmen, kurz nach Ende des Dreißigjährigen Krieges. Hauptfigur Max sehnt sich nach einer Ehe mit Agatha, der Tochter eines Erbförsters. Um sie heiraten zu können, muss der ungeübte Schütze einen Probeschuss absolvieren. Dafür schließt er einen Pakt mit dem Teufel. Wird das Paar diesen Handel überstehen?
«Bei uns wird sich in dieser Oper, die eigentlich zur Hälfte ein Sprechtheater ist, vieles durchdringen und verdichten», sagte Stölzl. Oft haben die Stücke ein tragisches Ende. Bei «Der Freischütz» gibt es beide Versionen. Ob bei der Bodensee-Fassung ein Happy End auf das Paar wartet, wollte der Regisseur aber nicht verraten.
Einen Tag nach der Premiere von «Der Freischütz» wird am Donnerstag auch erstmals Gioachino Rossinis (1792-1868) gefühlsbetonte Oper «Tancredi» im Festspielhaus gezeigt (Regie: Jan Philipp Gloger). Die Hauptstücke des Festivals werden immer zwei Jahre lang gespielt. Es sei sehr gut gebucht, aber noch nicht ausverkauft, sagten die Veranstalter.
Monumentales Bühnenbild
Die Bregenzer Festspiele sind weltweit für ihre monumentalen Bühnenbilder bekannt. Die Hauptstücke des Festivals werden immer zwei Jahre lang gespielt. Auf der Seebühne wurde zuletzt die Oper «Madame Butterfly» des italienischen Komponisten Giacomo Puccini (1858-1924) gezeigt. Die kommende Saison ist zugleich die letzte für die Intendantin Elisabeth Sobotka. Ab der Saison 2025 soll die Finnin Lilli Paasikivi die künstlerische Leitung übernehmen, Sobotka wechselt nach dem Sommer 2024 an die Berliner Staatsoper. Die aus Wien stammende Kulturmanagerin leitete die Festspiele am Bodensee seit 2015.
Indes warnte Österreichs Bundespräsident Alexander Van der Bellen zum Start der Festspiele vor vielfach verbreitetem Schubladen-Denken. In der politisch-gesellschaftlichen Diskussion gehe es oft nur noch um ein Schwarz oder Weiß, ein Gut oder Böse, aber nicht mehr um Nuancen, eine gewisse Gelassenheit und die gemeinsame Suche nach Lösungen, sagte Van der Bellen. «Spaltung ist kein Naturgesetz, aber sie passiert, wenn hinreichend viele mitmachen.» In seiner Wahrnehmung seien viele Bürger inzwischen «endgenervt» von den aufgeregten Debatten, so das Staatsoberhaupt. «Polarisierung ist ein Gift», forderte der 80-Jährige die Zuhörer auf, sich auch über ihr eigenes Verhalten in Sachen Schubladen Gedanken zu machen.
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