Erstmalig äußert sich Jan Böhmermann zum Verfahren gegen den sächsischen Imker Rico Heinzig. In seinem Podcast „Fest und Flauschig“ regt sich Böhmermann über den „Fucking Imker“ auf. Das Thema, respektive die Medienberichterstattung, scheinen Böhmermann nicht kalt zu lassen. Anders dürften seine ausfälligen Bemerkungen nicht zu erklären sein.
Fast 15 Minuten diskutieren Böhmermann und Schulz über die Medien, Klicks, fehlende Tiefe und Hintergründe in der Berichterstattung. Es ging dabei auch um aktuellen Streit und die Spendenaktion.
Böhmermann sieht seine Persönlichkeitsrechte verletzt
Die Persönlichkeitsrechte sind in Deutschland ein hohes Gut. Diese sollten immer gewahrt bleibt. Ausnahmen gibt es bei Personen des öffentlichen Lebens, also Menschen, die einen sehr hohen Bekanntheitsgrad haben. Böhmermann sieht sich selbst nicht als solche, darum sehe er auch seine Privatsphäre mit dem Plakat von Rico Heinzig verletzt. Seiner Meinung nach seien Politiker Personen des öffentlichen Lebens und sie müssten damit Leben, dass sie auch mal für Werbekampagnen herhalten müssen. Dass dem nicht immer so ist, belegt das Urteil des Oberlandesgerichts Dresden aus dem Jahr 2018, das Sixt erlaubte mit dem Bild von Claus Weselsky zu werben.
Auch Böhmermann selbst klagte schon einmal erfolglos und musste erleben und akzeptieren, dass sein Bild ohne seine Zustimmung zur Bewerbung von HD-TV-Abonnements genutzt wurde.
Warum er jetzt, sieben Jahre später, einen erneuten Versuch unternimmt, obwohl seine Klage bereits im Februar 2024 umfänglich abgewiesen wurde, bleibt unklar. Sein Bekanntheitsgrad ist in den letzten Jahren wohl eher gestiegen und damit sinken die Erfolgsaussichten.
Das Ding mit dem Stein und dem Glashaus
Für Böhmermann sind die Persönlichkeitsrechte wichtig. Aha. Aber wahrscheinlich nur seine. Denn er selbst hat in seiner Sendung die Privatperson Rico Heinzig als Vertreter des Unternehmens MyHoney.com in eine mediale Berichterstattung hineingezogen, die sich Heinzig nicht ausgesucht hat.
Unter dem Deckmantel der Satire hat sich Böhmermann in seiner Sendung „ZDF Magazin Royal“ investigativ mit dem Thema Greenwashing mit Bienen auseinandersetzt und Heinzig in eine Ecke gestellt, in der er sich mit seiner Imkerei nicht sehe. In der Sendung vom 3. November 2023 prangerte Böhmermann an, dass Heinzig mit dem sogenannten „Beewashing“ Geld mache und ließ diese Behauptung so stehen.
Auch wenn Satire vieles darf, wäre es unter dem Gesichtspunkt der publizistischen Sorgfaltspflicht und insbesondere mit Blick auf die riesige Reichweite von Böhmermann angebracht gewesen, die unfreiwilligen Protagonisten der Sendung zumindest anzufragen oder sogar zu Wort kommen zu lassen.
Böhmermann: „Niemandem sind bis jetzt Kosten entstanden“
Wegen der Berufung Böhmermanns hat Heinzig eine Spendenaktion ins Leben gerufen, um seinen Imkereibetrieb nicht zu gefährden. Mit großem Erfolg: aktuell sind schon über 60.000 Euro zusammengekommen.
Böhmermann hinterfragte die Notwendigkeit der Spendenaktion und verwies darauf, dass seiner Ansicht nach bisher keine direkten Kosten entstanden seien. Heinzig entgegnete, dass bereits jetzt ein mittlerer vierstelliger Betrag an seinen Anwalt überwiesen wurde. „Die Spendenaktion soll helfen, die Kosten für die Berufung zu decken“, so Heinzig.
Für den Fall, dass der Imker auch letztinstanzlich gewinnen sollte, muss Böhmermann sowohl die Prozesskosten als auch das Honorar des Anwalts von Heinzig tragen. In diesem Fall würde die komplette Summe für Natur- und Umweltprojekte gespendet.