Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) sieht realistische Chancen, zwei der drei von einer Schließung bedrohten Kaufhof-Filialen in Bayern doch noch retten zu können. Er nannte am Donnerstag die beiden Standorte Augsburg und Würzburg. Dagegen sei für den Standort Regensburg «die Messe wohl gelesen», sagte Aiwanger in einer Sitzung des Wirtschaftsausschusses im Landtag.
«Für zwei der drei Standorte sehe ich noch realistische Perspektiven», sagte Aiwanger. Hier gebe es für einen Weiterbetrieb eine «gewisse Wahrscheinlichkeit». Der Minister betonte aber auch: «Der Durchbruch ist noch nicht da.» Die Gespräche zwischen Mieter und Vermietern insbesondere über die Miethöhe liefen nach seiner Einschätzung sehr gut. Für Augsburg bezifferte er die Wahrscheinlichkeit, dass es dort weitergeht, auf Nachfrage auf 51 zu 49. Und bei Würzburg würde er sich «wundern», wenn dort keine Lösung zu finden sei. Denn dort sei sogar «noch etwas mehr Luft in der Verhandlungsmasse bezüglich der Mieten».
Der finanziell angeschlagene Warenhauskonzern Galeria Karstadt Kaufhof will nach bisherigen Planungen 16 seiner 92 Filialen zum 31. August dieses Jahres schließen, davon die drei genannten in Bayern. Das gab Insolvenzverwalter Stefan Denkhaus Ende April bekannt. Außerdem sollen 1400 der rund 12.800 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ihre Arbeitsplätze verlieren, knapp ein Drittel davon in der Essener Konzernzentrale.
Versucht wird nun, über niedrigere Mieten eine Schließung einzelner Filialen abzuwenden. «Kernthema ist die Miethöhe», sagte Aiwanger. Allerdings sei auch für die Vermieter die Schmerzgrenze, was niedrigere Mieten angeht, irgendwann erreicht, räumte er ein.
«Wir kämpfen um jeden Standort und die jeweils 80 bis 100 Mitarbeiter dort», sagte Aiwanger. Zum Standort Würzburg sollte es noch am Donnerstag ein weiteres Vermittlungsgespräch geben. Und auch in Augsburg gingen die Gespräche weiter. Dabei gehe es oft um mehr, betonte er. «Es hängen oft ganze Innenstadtlagen dran.»
In Regensburg sei realistischerweise allerdings «wohl nichts mehr zu retten». Dort gebe es keine Gespräche zwischen Vermieter und Mieter mehr. In Regensburg gebe es eben eine Reihe von negativen Faktoren, etwa einen schlechten baulichen Zustand der Immobilie und dass es dort zwei große Einkaufszentren gebe, die sich gegenseitig Konkurrenz machten. «Insofern geht nicht alles den Bach runter, wenn einer dicht macht», fügte er hinzu.
Aiwanger räumte ein, man könne natürlich die Frage stellen, ob das Modell Großkaufhaus noch zukunftsfähig sei. «Die Antwort ist: Es kommt darauf an.» Es komme auf den jeweiligen Standort und die Miethöhen, aber auch auf die «verkehrliche Erreichbarkeit» an.
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