In ausgewählten bayerischen Kommunen hat die Ausgabe von Bezahlkarten für Asylbewerber und Geflüchtete begonnen. Im Landkreis Fürstenfeldbruck erhalten zunächst die Menschen im dortigen Ankerzentrum entsprechende Karten. Am Freitag wurden sie an rund 30 Geflüchtete unter anderem aus der Türkei, aus Afghanistan und Uganda ausgehändigt. Derzeit sind in dem Ankerzentrum nach Angaben des Landratsamtes rund 700 Personen untergebracht. Zu den Pilot-Kommunen gehören auch die Landkreise Traunstein, Günzburg und die kreisfreie Stadt Straubing.
Der den Menschen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz zustehende Betrag, der bisher bar ausgezahlt wurde, wird dort nun über die Bezahlkarte geleistet. Damit soll der Missbrauch von Leistungen und in der Konsequenz auch die Zuwanderung begrenzt werden. Das Verfahren ist aber umstritten.
Verbände wie der bayerische Flüchtlingsrat bezweifeln, dass Flüchtlinge wegen der Geldleistungen nach Deutschland kommen und während ihres Verfahrens nennenswerte Beträge an ihre Familie ins Ausland überweisen. Auch die Diakonie hält das Argument, Geflüchtete würden mit ihren Sozialleistungen Schlepperbanden finanzieren, für vorgeschoben - letztlich stehe dahinter ein grundsätzliches Misstrauen.
Der Fürstenfeldbrucker Landrat Thomas Karmasin (CSU) zeigte sich hingegen von der Bezahlkarte überzeugt. «Ich gehe davon aus, dass die Bezahlkarte zu einer Entbürokratisierung führen wird, da die bisher aufwendigen Bargeldauszahlungen wegfallen. Zudem werden mit Einführung des Bezahlkartensystems soziale Pull-Faktoren reduziert, was auch zur Bewältigung der Migrationskrise beitragen kann», sagte Karmasin, der auch Präsident des Bayerischen Landkreistags ist.
Mit der Bezahlkarte kann in allen Geschäften, die Mastercard akzeptieren, eingekauft werden. Bis zu 50 Euro pro Person und Monat können bar abgehoben werden. Die ersten Karten waren vor rund fünf Wochen in Hamburg ausgegeben worden.
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