Nach seinem Doppelpack im 272. Frankenderby tanzte Armindo Sieb ausgelassen mit Greuther Fürths Kapitän Branimir Hrgota über den Rasen. Dank Derby-Held Sieb beendeten die Fürther ihr Ergebnistief und hielten in der 2. Fußball-Bundesliga Anschluss an die Aufstiegsplätze. «Super, alles super», meinte der in eine dicke Decke eingewickelte und bestens gelaunte Matchwinner nach dem 2:1 (1:1) am Sonntag und betonte: «Ich bin Stürmer, mein Beruf ist es, Tore zu schießen.»
Seinem Stellenprofil kam Sieb in dem rassigen fränkischen Nachbarschaftsduell vorbildlich nach. Auch dank 56 Minuten in Überzahl nach einer Gelb-Roten Karte gegen Jens Castrop (34.) erlösten sich die Fürther nach zuvor drei Niederlagen in Serie und liegen als Vierter nur drei Punkte hinter dem Hamburger SV auf Relegationsplatz drei.
Sieb hat eine Wette mit Hrgota laufen
«Klar, hilft die Rote Karte», räumte Hrgota ein. «Ich hatte das Gefühl auf dem Platz, dass es eine Frage der Zeit ist, bis wir sie knacken, dass wir das Tor machen. Es ist überragend, dass wir das 2:1 machen.» Mit Sieb hat der Anführer der Fürther sogar eine Torwette laufen, «die bleibt hoffentlich zwischen uns», bemerkte Hrgota aber amüsiert und lobte seinen 21 Jahre alten Teamkollegen. «Der Junge ist sehr gut drauf. Ich gebe ihm alle Tipps, die ich kann.»
Nürnbergs Trainer Cristian Fiel hielt den Platzverweis gegen Castrop für eine richtungweisende Entscheidung des Schiedsrichters. «Ich glaube, es ist eine spielentscheidende Szene, aber man muss diese Kröte schlucken», sagte der «Club»-Coach zerknirscht nach dem fünften sieglosen Spiel seiner Mannschaft am Stück.
Der Platzverweis tut Nürnberg «richtig weh»
Vor 16.126 Zuschauern im Sportpark Ronhof verwertete Winterneuzugang Sebastian Andersson (8.) eine leicht abgefälschte Flanke von Benjamin Goller mit dem Kopf noch zur Nürnberger Führung. Goller verpasste jedoch in der 25. Minute die Riesenchance zum 2:0, als er frei vor Torwart Jonas Urbig nur den rechten Pfosten traf.
«Wir haben das 2:0 auf dem Fuß, dann passiert diese Gelb-Rote-Karte, was uns richtig weh tut», resümierte Fiel und lobte die Hausherren: «Man muss sagen, dass Fürth diese Überzahl einfach richtig gut ausgespielt hat. In der zweiten Halbzeit hatten wir nicht mehr die eine oder andere Aktion, die uns geholfen hätte, zurückzukommen.»
«Absolut emotionales, hochintensives Spiel»
Der Fürther Angreifer Sieb (27., 56.) traf zweimal mit voller Wucht und wurde bei seiner Auswechslung (79.) mit Applaus bedacht. Einen Schuss aus der Drehung von Kapitän Hrgota (47.) lenkte Nürnbergs Torwart Carl Klaus gerade noch an den Pfosten.
Die Fürther zeigten sich in dem Traditionsduell sehr agil und hatten auch dank der Überzahl deutlich mehr Ballbesitz als die Nürnberger. Kurz vor dem Ende rettete Urbig die Fürther noch bei einem Schuss von Kanji Okunuki.
«Es war ein absolut emotionales, hochintensives Spiel», befand der Fürther Trainer Alexander Zorniger, der allerdings mit den letzten, abwartenden Minuten seiner Mannschaft nicht zufrieden war. «Zum Schluss war es ein bisschen sehr: Lasst uns dieses 2:1 halten.» Das aber zu schaffen, ist auch eine Qualität.
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