Nach einer famosen Tennis-Doppelschicht greift Jan-Lennard Struff nach dem Titel beim ATP-Turnier in München. Der 33 Jahre alte Warsteiner erteilte dem favorisierten Vorjahreschampion Holger Rune am Samstag im Halbfinale eine Lehrstunde - die tatsächlich noch eher beendet war: In nur 45 Minuten ließ er dem Dänen beim 6:2, 6:0 keine Chance. Am Sonntag spielt Struff im Finale der BMW Open gegen den Amerikaner Taylor Fritz um den Sieg und - wie jedes Jahr - einen Sportwagen.
«Ich versuche natürlich, das jetzt durchzuziehen und den Titel zu gewinnen», kündigte er an. «Ich werde alles geben.» Wenn er seine Leistung aus dem Rune-Match wiederholen kann, dann hat er beste Chancen auf seinen ersten Titel auf der ATP-Tour nach bislang vier Finalniederlagen, unter anderem 2021 in München.
«Das war ein perfektes Match», resümierte der deutsche Davis-Cup-Profi nach dem Duell in der Vorschlussrunde. Dabei hatte er am Vormittag erst noch sein am Freitag abgebrochenes Viertelfinale zu Ende spielen müssen. Und zu allem Überfluss stand am Samstagabend auch noch ein drittes Match für ihn an, nämlich das Halbfinale im Doppel an der Seite von Andreas Mies. Sollte er auch das gewinnen, folgen am Sonntag zwei Endspiele für den Routinier. Was für ein Wochenende für Struff!
Famose Doppelschicht
Struff meisterte seine Einzel-Doppelschicht am Samstag bravourös: Zunächst schlug er den Kanadier Felix Auger-Aliassime im Viertelfinale 7:5, 6:4 - das Match war am Vorabend wegen Dunkelheit beim Stand von 7:5, 3:1 zu Struffs Leidwesen abgebrochen worden. «Es war sehr schwer, sich zu fokussieren», sagte Struff danach. Nur gut drei Stunden nach dem Matchball musste der Familienvater dann gegen den erst 20 Jahre alten Rune ran, der die BMW Open 2022 und 2023 gewonnen hatte.
Struff zeigte keine Anzeichen von Müdigkeit oder Stress. Vor den vollen Rängen des Centre Court, auf den nach tagelangem Dauernieselregen endlich die Sonne schien, jagte er seinen Rivalen über den Platz. Er war mit mutigen Schlägen erfolgreich, und beim einzigen Mal, als es brenzlig wurde, konnte er sich auf den Aufschlag verlassen: Beim Stand von 2:2 und 30:40 im ersten Satz rettete sich Struff mit drei Assen nacheinander, nahm dem Dänen gleich danach den Aufschlag ab und war nicht mehr zu stoppen. «Ich bin absolut happy, das Ergebnis spricht für sich», sagte er.
Im Endspiel wartet nun US-Profi Fritz. Der an Nummer drei gesetzte Kalifornier gewann gegen den Chilenen Cristian Garin mit 6:3, 6:4 und greift nach seinem zweiten Turniersieg in diesem Jahr. Garin hatte am Freitag noch den topgesetzten Hamburger Alexander Zverev bezwungen. Nach dem Aus des Olympiasiegers will nun aber Struff für einen deutschen Heimsieg am Aumeisterweg sorgen.
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