Spontan Lust aufs Kuchenbacken, aber die Eier sind aus? Oder aufs Grillen, aber kein Steak eingekauft? In vielen ländlichen Gemeinden gibt es allerdings keinen Supermarkt, oft auch keine Bäckerei mehr oder eine Metzgerei. Die Lösung könnten Automaten sein, die 24 Stunden am Tag das Einkaufen ermöglichen. Sie könnten Lücken füllen, wenn die Infrastruktur an herkömmlichen Läden fehlt oder viele Kilometer entfernt sind.
Besonders viele landwirtschaftliche Direktvermarkter setzen inzwischen in Bayern auf Automaten,wie die Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) herausgefunden hat. Die Zahl der Automaten bei Landwirten in der Direktvermarktung habe sich von 2016 bis 2022 verdreifacht, zitierte LfL-Expertin Sophia Goßner aus einer Studie.
«Die ersten Direktvermarkter sind in Bayern bereits im Jahr 1999 in die Automatenvermarktung eingestiegen. Viele Betriebe betreiben mittlerweile nicht nur ein, sondern mehrere Geräte. Während der Corona-Pandemie war diese Form des Einkaufens ganz besonders gefragt - kontaktlos und rund um die Uhr, das entsprach perfekt dem Zeitgeist», sagte Goßner.
Grillgut im Sommer, Süßes im Winter
Auch beim Bundesverband der Deutschen Vending-Automatenwirtschaft hieß es: «Im ländlichen Bereich bieten Automaten Einzelhändlern und Herstellern die Möglichkeit einer niederschwelligen Direktvermarktung, beispielsweise von landwirtschaftlichen Produkten. Das unterstützt Wirtschaft und Infrastruktur vor Ort und ermöglicht Verbrauchern den Zugang zu frischen, regionalen Produkten.»
Beispiel Wallenfels im Landkreis Kronach im Frankenwald: Dort hat Dominik Stumpf in einer ehemaligen Tankstelle Automaten aufgestellt. Die Idee sei ihm gekommen, als vor einigen Jahren die letzte Metzgerei in dem Ort geschlossen habe, sagte er. Ernst sei es geworden, als auch die Tankstelle mit Kiosk zumachte. Nun können sich die Wallenfelser Einwohner sowie Ausflügler und Touristen an den Automaten versorgen. Stumpf hat sie etwa mit Grillsachen bestückt, aber auch mit Süßigkeiten und Getränken. Die Grillwaren liefen besonders gut im Sommer, im Winter sei eher Süßes gefragt.
Ob Automaten die Nahversorgung gerade auf dem Land ersetzen können? Eine Ergänzung könnten sie sein, sagte Bernd Ohlmann vom Handelsverband Bayern: «Wir verfolgen das mit großem Interesse.» Allerdings könnten Verkaufsautomaten keine «soziale Komponente» bieten. Sprich - der kurze Tratsch mit der Verkäuferin an der Kasse fällt ebenso weg wie das Fachsimpeln mit dem Metzger über das beste Steakgewürz.
Milch, Eier, Nudeln, Kartoffeln
Wenn Landwirte einen Automaten aufbauen, dann meist auf ihrer eigenen Hofstelle, sagte Goßner. Das erleichtere das Bestücken und Auffüllen des Geräts, habe zuweilen aber auch rechtliche Gründe: Rohmilch zum Beispiel dürfe nur direkt ab dem Erzeugerbetrieb verkauft werden.
Ein Großteil der von der Landwirtschaft genutzten Automaten seien Automaten für Milch oder Milchprodukte - verbreitet seien aber auch Automaten für Fleisch, Wurstwaren oder Eier. Wer Eier verkaufe, habe auch oft noch Nudeln im Programm. «Auch Obst und Gemüse, Eingekochtes oder Imkereierzeugnisse vermarkten Direktvermarkter über Automaten», sagte Goßner. Inzwischen gebe es Lösungen für viele Produkte, etwa auch Klappenautomaten etwa für mehrere Kilo Kartoffeln oder sogar Geschenkkörbe.
Für die Direktvermarkter hätten Automaten viele Vorteile, man könne so beispielsweise Kunden ansprechen, die wegen begrenzter Öffnungszeiten nicht in Hofläden oder auf Wochenmärkte kommen könnten. Aber freilich gebe es auch Risiken - etwa Vandalismus. Die LfL-Befragung habe aber ergeben, dass dies in Bayern «im Großen und Ganzen glücklicherweise» kein großes Problem sei.
Der Vending-Bundesverband sieht noch Ausbaumöglichkeiten für die Automatenversorgung. «Es ist davon auszugehen, dass das Potential noch nicht ausgeschöpft ist», teilte eine Sprecherin mit. Verbraucherinnen und Verbraucher nähmen Automatenlösungen mittlerweile gut an. Auch die technischen Möglichkeiten bei Automaten verbesserten sich ständig.
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