Bayerns Fischer und Teichwirte sehen ihre Existenz bedroht - vor allem die Ausbreitung des Fischotters bereitet ihnen Sorgen. Beim Landesfischertag des Bayerischen Landesfischereiverbandes (LFV) in Regensburg diskutierten Fischer, Wissenschaftler und Politiker Lösungsansätze.
Dabei setzen sie auf Verständigung mit Umweltverbänden und auf Verständnis in der Bevölkerung. Der Jagdverband (BJV) steht an der Seite der Fischer, wie bei einem Treffen in München einmal mehr deutlich wurde. Jagdminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) hofft auf Konsens.
Ist der Fischotter schützenswerter als Vögel?
Die Diskussionen drehte sich auch um die Frage, welche Tiere höheren Schutz genießen: Ist es der Fischotter mehr wert geschützt zu werden als seltene Fischarten und Wasservögel?
Fischer-Präsident Axel Bartelt schilderte das Spannungsfeld, in dem sich seine Branche bewege: Teichwirte und Flussfischer, Umweltverbände, Medien und die Bevölkerung, alle haben Erwartungen. Viele Teichwirte müssten aufgeben, weil der Druck durch Fischotter in ihren Gebieten so groß geworden sei, erläuterte Bartelt. Aber auch Flussfischer hätten es zunehmend schwer.
Umweltverbände setzten sich aus Bartelts Sicht zu sehr für den Fischotter ein und hätten viele Medien auf seiner Seite. Und in der Bevölkerung werde der Fischotter als putzig wahrgenommen.
Aber der Otter schädige nicht nur Teichwirte, unterstrich Bartelt. Auch Amphibien und Vögel verlören ihren Lebensraum. In Fließgewässern seien etliche geschützte Fischarten in Gefahr.
Gesprächsbereitschaft verschiedener Verbände
Mit Norbert Schäffer, dem Vorsitzenden des Landesbundes für Vogelschutz (LBV), saß ein Vertreter der vermeintlichen Gegenseite im Publikum. In einer lebhaften Debatte bekundeten beide Seiten, sich zusammensetzen zu wollen. Punktuelle Eingriffe beim Fischotter könne er sich vorstellen, sagte Schäffer.
Der Grünen-Landtagsabgeordnete Christian Hierneis, Vorsitzender der BN-Kreisgruppe München, betonte ebenfalls die Notwendigkeit einer Regulierung des Otterbestands in bestimmten Gebieten. Wichtig sei es, die Bevölkerung für das Thema zu sensibilisieren.
Hier erhofft sich auch Bartelt mehr Unterstützung. «Es kann doch nicht sein, dass die Bevölkerung auf der Seite des Otters steht, weil er so putzig und kuschelig ist!» Der Fischotter sei ein Raubtier. Wenn der in einen Teich gehe, fange er mehr als einen Fisch. Der Otter gerate in einen Blutrausch. «Der räumt einen Teich leer.»
Neue Fischotter-Verordnung
Der Fischereiverband begrüßte es, dass seit 15. August eine neue Verordnung zur Entnahme des streng geschützten Fischotters in Kraft ist. Diese erlaubt in Ausnahmefällen das Töten der Tiere. Bleibe abzuwarten, ob die Verordnung gegen etwaige Klagen Bestand habe, sagte Bartelt.
Ihm pflichtete Hubert Aiwanger bei, der sich sowohl beim Landesfischertag als auch beim Jägertreffen für eine Regulierung im Umgang mit dem Fischotter aussprach. Nachdem die erste Verordnung von Naturschutzverbänden «weggeklagt worden» sei, komme es bei der Nachfolge-Verordnung auf das Kleingedruckte an.
Wie viele Fischotter dürfen getötet werden?
Für die Umsetzung der Neuregelung müssten nun noch Details ausgearbeitet werden, sagte Aiwanger.
Folgendes Szenario sei wohl möglich: Wenn künftig ein Otter in einem Teich größeren Schaden angerichtet hat, prüfe etwa der Fischotterbeauftragte der Unteren Naturschutzbehörde, ob das Gewässer zumutbar mit einem Zaun geschützt werden könne oder nicht. Darauf basierend werde dann über eine Entnahme entschieden. Die Oberen Naturschutzbehörden müssten festlegen, wie viele Exemplare in welchem Gebiet getötet werden dürfen.
Den Fischern zufolge würden Zäune alleine das Problem aber nicht lösen. Denn diese versperrten anderen Arten den Zugang zum Wasser und seien nicht überall einsetzbar.
Einig waren sich Fischer und der Minister, dass es nicht sinnvoll sei, Teichwirten lediglich Entschädigung für vom Otter geräuberte Fische zu zahlen, um neue Fische in einen Teich setzen zu können. Damit würden sie letztlich nur wieder die Fischotter füttern, erläuterte Aiwanger die Problematik.
Er appellierte an Naturschutzverbände, «diesen Weg mitzugehen». Denn der Fischotter sei auch eine Bedrohung für diverse Fischarten, Muscheln, Schildkröten und Wasservögel.
In Bayern gibt es rund 1.500 Fischerotter, erläuterte Professor Steven Weiss von der Universität Graz. Das Tier habe sich vor allem im östlichen Teil des Freistaates angesiedelt, in Niederbayern und der Oberpfalz, in Oberfranken und Oberbayern.
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