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Sorge um deutsche Games-Branche wächst: Kritik an fehlender staatlicher Unterstützung

Messebesucher testen auf der Gamescom Computerspiele. / Foto: Oliver Berg/dpa
Messebesucher testen auf der Gamescom Computerspiele. / Foto: Oliver Berg/dpa

Deutschlands Computerspiele-Branche wächst besorgt über fehlende staatliche Unterstützung zur internationalen Wettbewerbsfähigkeit.

In Deutschlands Computerspiele-Branche wächst die Sorge, dass sich der Rückstand zur ausländischen Konkurrenz mangels staatlicher Hilfen vergrößert. Nachdem der Verband Game Kritik am Förderkurs des Bundeswirtschaftsministeriums verlautbart hatte, machten auch Vertreter aus den Bundesländern auf dpa-Anfrage ihr Unbehagen deutlich.

Der Berliner Vorschlag zu neuen Förderregeln wäre «kein Rückenwind für die Branche», sagte Bayerns Digitalminister Fabian Mehring (Freie Wähler). «Ich vermisse den ernsthaften Willen und vollen Einsatz, um den Gamesstandort Deutschland international wettbewerbsfähig zu machen.» NRW-Medienminister Nathanael Liminski (CDU) monierte, dass die Regeln das Problem fehlender Planungssicherheit nicht lösen würden. Auch Hamburgs Mediensenator Carsten Brosda (SPD) äußerte Kritik.

Die Computer- und Videospielebranche ist im Digitalzeitalter auf Wachstumskurs. Die Deutschen haben im vergangenen Jahr einer Markterhebung zufolge knapp 5,8 Milliarden Euro für Games ausgegeben, ein Plus von sechs Prozent. Allerdings spielen deutsche Spiele nur eine Nebenrolle - einer älteren Schätzung zufolge entfallen weniger als fünf Prozent des Branchenumsatzes auf Games, die in Deutschland entwickelt wurden. Seit 2020 gibt es eine Förderung des Bundeswirtschaftsministeriums. 2023 flossen hieraus 70 Millionen Euro in die Branche, 2024 sind 50 Millionen vorgesehen. Wie viel es 2025 wird, ist unklar. Seit Mai 2023 können die Firmen keine neuen Anträge einreichen, weil das Geld nur zur Bezahlung bereits bewilligter Anträge ausreicht - das Fördergeld wird schrittweise Jahr für Jahr ausbezahlt.

Laut einer vom Bundeswirtschaftsministerium in Auftrag gegebenen Studie bekommen deutsche Games-Firmen nur knapp ein Viertel der in anderen Staaten üblichen Fördermittel. Der Chef des Branchenverbandes Game, Felix Falk, mahnt mehr Unterstützung an. «Ohne international vergleichbare Förderbedingungen haben wir keine Chance, Deutschland zu einem Leitmarkt für Games zu machen.» Aber genau das sei eigentlich doch das Ziel der Bundesregierung, sagt der Branchenvertreter.

Inhalt des Eckpunktepapiers

Das Bundeswirtschaftsministerium hatte unlängst Eckpunkte für die künftigen Förderrichtlinie vorgelegt - auf dieses Papier bezieht sich die Kritik. Es geht unter anderem darum, die Förderung kleiner Studios den Bundesländern zu überlassen und die Bundesmittel für größere Vorhaben zu reservieren. Außerdem sollen bezuschusste Studios nicht mehr mindestens 25 Prozent ihrer Kosten erstattet bekommen, sondern nur noch 20 Prozent. Über Förderboni kann sich diese Zahl auf das bisherige Niveau erhöhen - etwa wenn ein Game Zusatzfunktionen hat, die Menschen mit Behinderungen helfen. Aus Sicht von Falk wird es durch die Boni-Regeln unnötig kompliziert, in anderen Staaten sei es einfacher. Der Vorschlag zu Förderregeln biete nicht die Planungssicherheit, die die Studios bräuchten.

Aus der Förderung kleiner Gamesentwicklungen will sich das Bundeswirtschaftsministerium verabschieden - nur noch Vorhaben, die mindestens 400.000 Euro kosten, sollen von dem Ministeriumsprogramm bezuschusst werden. «Für kleine Studios wäre das ein herber Schlag», sagt Game-Chef Falk. Sie hätten nur noch Anrecht auf separate Gamesförderungen der Länder. Die summieren sich insgesamt auf rund 17 Millionen Euro pro Jahr und damit viel weniger als das Bundesbudget.

Druck auf Bundesländer steigt

Je nachdem wo ein Studio sitzt, könnte es in die Röhre gucken: Bundesländer wie Hessen machen kaum etwas, Bayern und NRW machen mehr - wirklich groß sind ihre Förderprogramme aber nicht. Bayern hatte 2023 ein Förderbudget von 4,4 Millionen Euro. Das Bundesministerium sieht die Länder nun in der Pflicht, mehr Geld bereitzustellen. Von denen kommt Kritik. Die 400.000-Euro-Grenze wäre «für Start-ups und unabhängige Unternehmer problematisch», sagt Hamburgs Mediensenator Brosda (SPD). «Sie haben seit Beginn der Computerspieleförderung des Bundes vielfach bewiesen, dass Innovationen und am Markt erfolgreiche Projekte auch mit weniger Anschubfinanzierungen entstehen.» Hamburg stellt derzeit pro Jahr knapp eine halbe Million Euro zur Gamesförderung bereit.

NRW-Medienminister Liminski hält die 400.000-Euro-Grenze für «eher willkürlich». NRW fördert Gamesfirmen pro Jahr mit 3,5 Millionen Euro. Die FDP-Bundestagsabgeordnete Nicole Bauer hält ebenfalls wenig von der 400.000-Euro-Grenze. «Gute Ideen müssen kein teures Preisschild haben», sagt die Liberale. Eine Sprecherin von Berlins Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey (SPD) betont, dass Deutschland bei der Gamesförderung aufholen müsse, um bei internationalen Ansiedlungen keinen Wettbewerbsnachteil zu haben. «Dafür muss der Bund schnell seiner Verantwortung für den deutschen Games-Standort nachkommen.»

Neben den Fördergeldern wären auch Steuererleichterungen hilfreich für die Gamesfirmen. Diese gibt es hier bislang nicht. Der Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium, Michael Kellner (Grüne), will sich aber für ein «Tax Credit System» einsetzen - dann könnten die Firmen bestimmte Kosten steuerlich geltend machen und wären finanziell entlastet. Bayerns Digitalminister Mehring sieht so eine Unterstützung der Branche zwar positiv. Dies dürfe aber nicht zu finanziellen Lasten der Länder gehen, sagt er. NRW-Minister Liminski wirft der Bundesregierung beim Thema Games-Steuerentlastung vor, bislang nicht das Gespräch mit den Ländern gesucht zu haben.

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